Der Weltbodentag am 5. Dezember mahnt für einen verantwortlichen Umgang mit dem Grund, auf dem wir leben und der uns ernährt. Die Aktion will uns allen die Bedeutung des Bodens sichtbar machen, denn Böden werden in der Politik, im Naturschutz und in der Öffentlichkeit kaum beachtet (im Gegensatz zum Arten-, Luft- und Wasserschutz), obwohl Bodenverlust zu Hunger, Flucht, Armut und nicht zuletzt zu der Gefahr, dass in Zukunft die Weltbevölkerung nicht mehr ernährt werden kann, führt. Deshalb wird seit dem Jahr 2004 jedes Jahr ein Boden des Jahres gekürt – in diesem Jahr ist es der Ackerboden.
Es gibt nicht den einen Ackerboden
Auch, wenn der Ackerboden als Boden des Jahres ausgewählt wurde, gibt es nicht den einen Ackerboden. Der Anbau von Ackerpflanzen findet auf unterschiedlichsten Böden statt – und nicht jeder Boden bzw. Standort eignet sich als Ackerfläche. Nicht zuletzt die Erderwärmung sowie ausbleibende Niederschläge machen eine standortangepasste Bodennutzung immer wichtiger.
Das Merkmal, das alle Ackerböden gemeinsam haben und das sie als Ackerböden kennzeichnet, ist die Nutzung und Veränderung des Bodens durch den Menschen. Ackerböden werden teils seit Tausenden von Jahren vom Menschen bewirtschaftet, wodurch sich mit der Zeit die ebenfalls charakteristische Ackerkrume (bzw. der Pflughorizont) in den obersten 30 Zentimetern gebildet hat.
Organisches Material kann bis zu 90 % seines Gewichtes an Wasser speichern und es nach und nach langsam wieder abgeben. Gesunde Böden sind deshalb erst recht in dürregefährdeten Gebieten immens wichtig.
Bodenschäden sind unauffällig – und gravierend
Gesunder und fruchtbarer Ackerboden ist nährstoffreich, durchlüftet sowie gut und tief durchwurzelbar. So können nicht nur Pflanzen darauf gut wachsen – der Boden filtert dann auch Schadstoffe aus dem Grundwasser und dient als Speicher von Wasser sowie Kohlendioxid, was ihn relativ widerstandsfähig gegen Dürren und Überschwemmungen macht. Außerdem bieten gesunde Ackerböden Lebensraum für unterschiedlichste Lebewesen und tragen somit zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Doch weltweit – auch bei uns in Deutschland – sind bereits mehr als die Hälfte landwirtschaftlich genutzter Flächen degradiert, denn Ackerbau führt neben waldarmen Kulturlandschaften viel zu oft zu erodierten oder überdüngten und damit versauerten Böden. Das Problem ist, dass Prozesse wie die Versauerung oder Erosion schleichend, unauffällig und damit unbemerkt von der Öffentlichkeit vonstatten gehen – obwohl die meisten Bodenschäden kaum oder nicht umkehrbar sind.
Gerade in Zeiten von Krieg, steigenden Preisen und einer wachsenden Weltbevölkerungen ist es extrem wichtig, dass wir anfangen, die Bedeutung vom Boden zu verstehen und die Lebensmittelproduktion und -versorgung neu zu denken. Dazu gehört auch, dass Landwirte so schnell wie möglich verstärkt auf den Schutz des Bodens achten und Ackerflächen nachhaltig nutzen müssen.
Nicht nur Ackerflächen, sondern Boden im Allgemeinen scheint unbegrenzt verfügbar zu sein. Wir nehmen ihn als selbstverständlich wahr und verschwenden keinen einzigen Gedanken an das, worauf wir tagtäglich laufen und leben – und woher wir unsere Ressourcen und Nahrungsmittel beziehen. Doch gerade Ackerboden ist nicht unendlich, sondern sehr wertvoll und schützenswert.
Man schützt nur, was man kennt
Täglich gehen in Deutschland mehr als 50 Hektar Ackerfläche wegen des Neubaus von Straßen und Gebäuden verloren. Pro Sekunde sind das 6 Quadratmeter. Oft verschwindet dabei fruchtbarer Boden im städtischen Umland, der einst ausschlaggebend für die Gründung einer Stadt an diesem Standort war. Dabei steigert jede einzelne zubetonierte, versiegelte Ackerfläche nicht zuletzt auch die Importabhängigkeit.
Weltweit verschwindet jede Minute fruchtbarer Boden in einer Größe von 30 Fußballfeldern – vor allem durch die industrielle Landwirtschaft, die weder nachhaltig noch bodenfreundlich wirtschaftet. Stellt man dagegen, dass die Entstehung von 10 Zentimetern fruchtbaren Humus‘ 2000 Jahre dauert, wird einem plötzlich bewusst, wie gravierend der Bodenverlust ist. Wir müssen dringend die organischen Bodenanteile wiederherstellen und erhöhen, indem Ackerboden zum Beispiel stets beschattet und mithilfe von pflanzlichen und tierischen Abfällen angereichert wird.