Wenn Du ein Lebensmittel einkaufst, bezahlst Du es im Laden. Was viele nicht wissen: Wir bezahlen es oft auch noch ein zweites Mal – in Form von Steuern, Krankenkassenbeiträgen, sonstigen Abgaben oder indem wir die Natur, Menschen im globalen Süden und zukünftige Generationen ausbeuten.
Diese versteckten Kosten werden bislang nicht berechnet, wodurch es enorme Verzerrungen der Preise gibt: Der Preis, für den wir Lebensmittel einkaufen, entspricht kaum dem wahren Preis der Lebensmittel. Darunter leiden auch etliche Landwirte, deren Produktionspreise mittlerweile oft die Verkaufspreise übersteigen und die ihre Betriebe deshalb aufgeben müssen.
Am höchsten sind die versteckten Preise bei konventionell produzierten, tierischen Lebensmitteln.
Die wahren Preise von Lebensmittel zu berechnen, ist enorm komplex. Dennoch haben sich mehrere Studien schon damit beschäftigt, denn es ist immer günstiger, jetzt für die Vermeidung oder Begrenzung der Schäden zahlen zu müssen, als später für die verheerenden Auswirkungen.
Das Ziel ist dabei nicht, sofort für alle Lebensmittel die wahren Kosten zahlen zu müssen. Vielmehr sollten durch die Berechnung wahrer Preise schädliche, billige Lebensmittel teurer und nachhaltige Lebensmittel günstiger werden. Kunden würden so automatisch zu den nachhaltigen, nun günstigen Produkten greifen, während sich die Herstellung schädlicher Produkte nicht mehr lohnen würde. Doch wenn die wahren Kosten weiterhin nicht berechnet, neu betrachtet und auf allen Ebenen – Handel, (Land-) Wirtschaft, Politik, Bildung – gerecht diskutiert werden, wird es uns und unserem Planeten langfristig teuer zu stehen bekommen.
So viel teurer würden Lebensmittel werden:
Apfel: 4 bis 8 %
Kartoffel: 6 bis 12 %
Gouda: 33 bis 88 %
Milch: 69 bis 122 %
Hackfleisch: 126 bis 173 %
Für jeden Euro, den wir im Supermarkt ausgeben, kommt ungefähr ein weiterer Euro an versteckten Kosten oben drauf. 90 Milliarden Euro betragen die Schäden allein in Deutschland innerhalb eines Jahres, die nicht durch die Produktpreise abgedeckt sind. Die größten Schäden entstehen im Bereich der Gesundheit und Umwelt.
Diese versteckten Kosten bezahlen wir alle:
Indem ungesunde Lebensmittel günstig verkauft werden, entstehen hohe ernährungsbedingte Gesundheitskosten für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs, Karies, Unterernährung, Übergewicht und Bluthochdruck. Diese Kosten schlagen sich in unserer aller Krankenkassenbeiträge nieder.
Vor allem tierische Lebensmittel verbrauchen etliche Ressourcen und schädigen die Umwelt. Bei ihrer Produktion entstehen große Mengen Treibhausgase. Nicht nur Gewässer, auch das Grundwasser wird durch tierische Exkremente belastet. Die Kosten für die Grundwasseraufbereitung bezahlen wir über unsere Steuerabgaben.
Außerdem entstehen versteckte produktionsbedingte Gesundheitskosten wie lebensmittelbedingte Antibiotikaresistenzen, Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln und Lebensmittelvergiftungen oder -infektionen. Des Weiteren erzeugen der Verlust der Artenvielfalt durch intensive Landwirtschaft, Lebensmittelimporte aus wasserarmen Regionen sowie landwirtschaftliche Subventionen und Programme zur Förderung der ländlichen Entwicklung Kosten, die wir alle mittragen müssen.
Interessanterweise würden durch den True-Cost-Ansatz Bio-Lebensmittel günstiger als konventionell hergestellte Produkte werden, da diese weniger Folgekosten verursachen. Ein wichtiger Punkt ist hierbei stickstoffhaltiger Dünger, der in der biologischen Landwirtschaft nicht eingesetzt werden darf. Stickstoffhaltiger Dünger bringt höhere Erträge, ist aber sehr energieaufwändig herzustellen, sodass sein Einsatz mit klimaschädlichen Emissionen verbunden ist. Außerdem wirkt sich Stickstoff langfristig schlecht auf die Artenvielfalt, unsere Gesundheit sowie auf die Luft- und Wasserqualität aus, da überschüssiger Dünger ins Grundwasser gelangen kann und hohe Kosten für die Aufbereitung unseres Trinkwassers verursacht.