Deutschland ist der weltweit zweitgrößte Absatzmarkt für Bioprodukte. Das Interesse ist also nicht nur bei den Käufern groß, sondern auch die Betriebe möchten auf der „Bio-Welle“ mitschwimmen. Doch nicht alles, was grün verpackt ist und als „umweltschonend“ bezeichnet wird, hilft auch wirklich beim Schutz von Boden, Wasser, Luft und Artenvielfalt. Tatsächlich sind nur Produkte, die mit den Worten bio(logisch) oder öko(logisch) beworben sind, zertifizierte Bio-Produkte, die Richtlinien einhalten müssen und vertrauenswürdig kontrolliert werden. Produkte, die mit Begriffe wie „natürlich“, „naturnah“, „unbehandelt“, „aus Vertragsanbau“, „aus umweltschonender Landwirtschaft“, „umweltgerecht“, „aus Freilaufhaltung“ oder „aus kontrolliertem Anbau“ werben, sind hingegen keine zertifizierten Bio-Produkte. Diese Bezeichnungen sind demnach oft nichts weiter als Werbemaßnahmen und Greenwashing, schließlich ist eine Zertifizierung extrem aufwändig und die Herstellung von Bio-Produkten teuer. Kein Wunder, dass nur 14 % der deutschen Erzeuger Bio-Landwirtschaft betreiben und ein Großteil der Bio-Lebensmittel importiert werden muss.
Kleine Bauernhöfe in Deiner Region sind wegen der hohen Hürden oft nicht bio-zertifiziert, wirtschaften aber dennoch nachhaltig und transparent, sodass Du Dich selbst von ihrer guten Arbeit überzeugen kannst.
EU-Bio-Siegel
Im Jahr 2010 wurde das EU-Bio-Siegel eingeführt. Es definiert die europaweit geltenden ökologischen Mindeststandards. Seitdem sind alle in der EU produzierten, verpackten Bio-Lebensmittel mit diesem Siegel versehen; bei losen Produkten muss die Öko-Kontrollstellennummer zum Beispiel auf dem Preisschild sichtbar sein.
Damit Produkte das EU-Bio-Siegel tragen dürfen, müssen die Hersteller den Auflagen gerecht werden. Die Einhaltung der Auflagen wird regelmäßig sowie unangemeldet kontrolliert.

Auflagen für das Bio-Siegel:
- Verzicht auf chemische, synthetische Pflanzenschutzmittel und bestimmte Düngemittel
- artgerechte Tierhaltung mit Auslaufmöglichkeiten und Tageslicht, keine vorbeugende Gabe von Antibiotika
- geringe Verwendung von Zusatzstoffen, unter anderem Verzicht auf künstliche Aromen, Geschmacksverstärker und Farbstoffe
- keine Gentechnik
- Produkte lassen sich bis zum Erzeuger zurückverfolgen
- Produktzutaten stammen zu mind. 95 % aus Öko-Betrieben
- Einsatz von Bio-Tierfutter
Die Auflagen bringen einen hohen Aufwand für die Landwirte mit sich, weshalb viele Erzeuger von Bio-Produkten nur einen Teil ihrer Produktionsbereiche auf bio umstellen. Außerdem spiegelt sich der hohe Aufwand auch in den Produktpreisen wider. Dennoch sind Produkte, die „nur“ das EU-Bio-Siegel tragen, oft günstiger als Produkte, die noch ökologischer produziert sind. So gehen viele Erzeuger bei der Bio-Tierhaltung über die europäischen Mindestauflagen hinaus, was den Fleischpreis noch teurer macht als den Preis für Fleisch, der lediglich die Bio-Mindestauflagen erfüllt. Denn gerade die EU-Auflagen für Tierhaltung stehen oft in der Kritik. Laut Verordnung sollen die Auflagen eine artgerechte Tierhaltung sicherstellen. Gleichzeitig darf ein Bio-Betrieb bis zu 3.000 Hennen in einem Stallabteil halten oder Tiere weite Strecken zum Schlachthof transportieren.