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Bio, öko, vertrauenswürdig?

Das steckt hinter den Bio-Siegeln

Bio, öko, natürlich, unbehandelt, umweltschonend, aus kontrolliertem Anbau: Mittlerweile versuchen viele Unternehmen, sich mithilfe zahlreicher schwammiger Begriffe als nachhaltig darzustellen. Doch viele dieser Slogans sind nur eine Werbemasche. Was bedeuten diese vielen Siegel, welche Produkte sind wirklich bio und was genau ist bio überhaupt?

Deutschland ist der weltweit zweitgrößte Absatzmarkt für Bioprodukte. Das Interesse ist also nicht nur bei den Käufern groß, sondern auch die Betriebe möchten auf der „Bio-Welle“ mitschwimmen. Doch nicht alles, was grün verpackt ist und als „umweltschonend“ bezeichnet wird, hilft auch wirklich beim Schutz von Boden, Wasser, Luft und Artenvielfalt. Tatsächlich sind nur Produkte, die mit den Worten bio(logisch) oder öko(logisch) beworben sind, zertifizierte Bio-Produkte, die Richtlinien einhalten müssen und vertrauenswürdig kontrolliert werden. Produkte, die mit Begriffe wie „natürlich“, „naturnah“, „unbehandelt“, „aus Vertragsanbau“, „aus umweltschonender Landwirtschaft“, „umweltgerecht“, „aus Freilaufhaltung“ oder „aus kontrolliertem Anbau“ werben, sind hingegen keine zertifizierten Bio-Produkte. Diese Bezeichnungen sind demnach oft nichts weiter als Werbemaßnahmen und Greenwashing, schließlich ist eine Zertifizierung extrem aufwändig und die Herstellung von Bio-Produkten teuer. Kein Wunder, dass nur 14 % der deutschen Erzeuger Bio-Landwirtschaft betreiben und ein Großteil der Bio-Lebensmittel importiert werden muss.

Kleine Bauernhöfe in Deiner Region sind wegen der hohen Hürden oft nicht bio-zertifiziert, wirtschaften aber dennoch nachhaltig und transparent, sodass Du Dich selbst von ihrer guten Arbeit überzeugen kannst.

Die drei EU-Herkunftssiegel

In vielen Regionen Deutschlands gibt es Produkte, die dort seit Jahrhunderten hergestellt werden. Damit diese traditionellen Lebensmittel nicht kopiert werden können, werden sie seit dem Jahr 1992 durch EU-Recht geschützt und können verschiedene Gütezeichen tragen.

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EU-Bio-Siegel

Im Jahr 2010 wurde das EU-Bio-Siegel eingeführt. Es definiert die europaweit geltenden ökologischen Mindeststandards. Seitdem sind alle in der EU produzierten, verpackten Bio-Lebensmittel mit diesem Siegel versehen; bei losen Produkten muss die Öko-Kontrollstellennummer zum Beispiel auf dem Preisschild sichtbar sein.

Damit Produkte das EU-Bio-Siegel tragen dürfen, müssen die Hersteller den Auflagen gerecht werden. Die Einhaltung der Auflagen wird regelmäßig sowie unangemeldet kontrolliert.

Auflagen für das Bio-Siegel:

  • Verzicht auf chemische, synthetische Pflanzenschutzmittel und bestimmte Düngemittel
  • artgerechte Tierhaltung mit Auslaufmöglichkeiten und Tageslicht, keine vorbeugende Gabe von Antibiotika
  • geringe Verwendung von Zusatzstoffen, unter anderem Verzicht auf künstliche Aromen, Geschmacksverstärker und Farbstoffe
  • keine Gentechnik
  • Produkte lassen sich bis zum Erzeuger zurückverfolgen
  • Produktzutaten stammen zu mind. 95 % aus Öko-Betrieben
  • Einsatz von Bio-Tierfutter

Die Auflagen bringen einen hohen Aufwand für die Landwirte mit sich, weshalb viele Erzeuger von Bio-Produkten nur einen Teil ihrer Produktionsbereiche auf bio umstellen. Außerdem spiegelt sich der hohe Aufwand auch in den Produktpreisen wider. Dennoch sind Produkte, die „nur“ das EU-Bio-Siegel tragen, oft günstiger als Produkte, die noch ökologischer produziert sind. So gehen viele Erzeuger bei der Bio-Tierhaltung über die europäischen Mindestauflagen hinaus, was den Fleischpreis noch teurer macht als den Preis für Fleisch, der lediglich die Bio-Mindestauflagen erfüllt. Denn gerade die EU-Auflagen für Tierhaltung stehen oft in der Kritik. Laut Verordnung sollen die Auflagen eine artgerechte Tierhaltung sicherstellen. Gleichzeitig darf ein Bio-Betrieb bis zu 3.000 Hennen in einem Stallabteil halten oder Tiere weite Strecke zum Schlachthof transportieren.

Was für ein Müll!

Ein Kritikpunkt an Bio-Produkten ist die zusätzliche Verpackung, die oft nur dazu da ist, damit das Bio-Produkt nicht mit dem konventionellen Produkt vertauscht werden kann. Dabei ist es wichtig, dass wir alle weniger Müll produzieren. Wie das einigen Thüringer Unternehmen bereits gelingt und wie Du privat Abfälle richtig trennst, erfährst Du in diesem Beitrag.

Was für ein Müll!
Plastikmüll

Deutsches Bio-Siegel

Das deutsche Bio-Siegel gibt es seit dem Jahr 2001. Neun Jahre später wurde es durch das Erscheinen des EU-Bio-Siegels eigentlich überflüssig, da sich die Kriterien vom deutschen und europäischen Bio-Siegel beide auf der EG-Öko-Verordnung beruhen. Dennoch bleibt das staatliche Bio-Siegel gültig und darf auch weiterhin freiwillig verwendet werden – schließlich sorgen mehr Siegel ja für mehr Vertrauen beim Käufer 😉

Fairtrade

Fairer Handel wird durch Siegel wie Fairtrade gekennzeichnet. Allerdings stehen bei Fairtrade vor allem soziale Aspekte im Vordergrund: Durch Fairtrade erhalten Landwirte und Verarbeiter mehr Einnahmen, die garantiert die Kosten für die Produkte decken und darüber hinaus dabei helfen, soziale Projekte für die Menschen vor Ort zu finanzieren. Ein Großteil der Einnahmen fließt dennoch weiterhin an den Einzelhandel. Werden die Fairtrade-Produkte darüber hinaus ökologisch angebaut, wird das durch ein zusätzliches Siegel gekennzeichnet.
Ein Kritikpunkt an Fairtrade-Produkten ist der sogenannte Mengenausgleich: Bei Kakao, Zucker, Saft und Tee dürfen die Hersteller faire mit konventioneller Ware mischen. So kann es vorkommen, dass im Endprodukt nur noch 20 % der Zutaten tatsächlich fair sind. Handelt es sich bei einem Produkt um ein solches Mischprodukt, wird es auf der Verpackung durch den Hinweis „mit Mengenausgleich“ deutlich gemacht.

Nachhaltige Fischerei

Nachhaltige Fischerei ist heutzutage kaum noch möglich: Um Überfischung zu vermeiden und Fischbeständige nachhaltig zu schützen, braucht es unter anderem Fangmethoden, die das Ökosystem nicht belasten, sowie strenge Umweltstandards. Da die Fischbestände (vor allem in der Ostsee) jedoch beständig zurückgehen, lässt sich der Nachhaltigkeitsaspekt (wenn überhaupt) nur noch durch stark regulierte Fischerei umsetzen. Doch nicht nur dieser Punkt macht den Kauf von Fisch umso schwieriger: Für die ökologische Fischerei gibt es weder staatlich kontrollierte Siegel noch unabhängige Kontrollen – und selbst das bekannteste MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) steht unter enormer Kritik. Zwar möchte das Siegel nachhaltig gefangenen Fisch zertifizieren, betreibt dabei jedoch enormes Greenwashing, in dem auch Betriebe zertifiziert werden, die große Mengen Beifang aus dem Meer holen, schädliche Grundschleppnetze nutzen, Haien die Rückenflossen abtrennen und Zwangsarbeiter einsetzen. Wesentlich strengere Vorgaben in Hinblick auf Sozial- und Umweltstandards hat Naturland bei der Zertifikatsvergabe an Fischereibetriebe.

Weitere Bio-Siegel

Neben dem europäischen und deutschen Bio-Siegel gibt es auch Bio-Siegel von Handelskonzernen wie Edeka Bio, Rewe Bio, Alnatura und BioBio. Diese Siegel dienen in der Regel aber lediglich als Werbemaßnahme und sehen keine weiteren Richtlinien als die der EG-Öko-Verordnung vor.

Die Bio-Siegel sogenannter Anbauverbände gehen da deutlich weiter. Deutschlandweit gibt es mehrere dieser Zusammenschlüsse von Öko-Betrieben. Sie halten nicht nur die EG-Öko-Verordnung ein, sondern darüber hinaus auch deutlich strengere, selbst auferlegte Auflagen. So produzieren die Betriebe vollkommen ökologisch, in der Regel ist auch nur Bio-Futter erlaubt, von dem über die Hälfte vom eigenen Betrieb stammen muss. Außerdem müssen sämtliche Produktzutaten in verarbeiteten Lebensmitteln bio sein und es sind nur sehr wenige Zusatzstoffe erlaubt. Weitere Auflagen gibt es zum Beispiel in Bezug auf Düngung bzw. Gülle-Überschuss, Fruchtfolge bzw. Bodenfruchtbarkeit und Tiertransporte. All diese Auflagen werden regelmäßig kontrolliert. Zu den Anbauverbänden gehören Bioland, Naturland, Demeter, Biopark, Biokreis, GÄA und ECOVIN.

Bioland gilt in Deutschland als der führende Bio-Anbauverband. Mehr als 7700 Betriebe gehören dem Verband an, darunter Landwirte, Gärtner, Imker sowie Winzer. Der Fokus der Bioland-Betriebe liegt auf der Kreislaufwirtschaft, bei der zum Beispiel der Boden mit dem Mist der eigenen Tiere gedüngt wird.

Naturland ist einer der größten Öko-Verbände weltweit. Der Verband verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz inklusive nachhaltigem Wirtschaften, ökologischen und auch sozialen Standards. So schließen sie bspw. Kinderarbeit aus und setzen sich für die Wahrung von Menschenrechten ein. Darüber hinaus war Naturland der erste Verband, der Richtlinien für Bio-Fischzucht und Aquakultur aufgestellt hat – mittlerweile gibt es dazu auch von Bioland Richtlinien.

Demeter arbeitet als ältester und strengster Anbauverband seit 1924 in Form einer biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Die Richtlinien erlauben kaum Zusatzstoffe in verarbeiteten Produkten und setzen sich sehr für Tierwohl ein, indem sie zum Beispiel die Enthornung verbieten. Demeter-Bauernhöfe müssen Tiere halten, um Kompost für den Acker zu erzeugen, da der Betrieb als ein großer Organismus angesehen wird. Dieser Ansatz beruht auf der Anthroposophie, die von Rudolf Steiner, dem Begründer der Waldorfpädagogik, entwickelt wurde. Kritiker bezeichnen die Anthroposophie als unwissenschaftliche Esoterik und heben besonders negativ die homöopathische „Behandlung“ von Pflanzen und dem Boden vor. So werden beispielsweise mit Kuhdung gefüllte Rinderhörner als „Präparate“ und „Heilmittel für die Erde“ im Acker vergraben.

Unter anderem diese Thüringer Unternehmen produzieren bio-zertifizierte Lebensmittel:

Mediterranes Essen

Nabio

Ein Mann stampft Sauerkraut

Schweizer Sauerkonserven

Ein Glas mit eingelegten Gurken

HAINICH

Außerdem stellen BORN, Erfurter Ölmühle, Filinchen, Goethe Chocolaterie, Thüringer Landstolz und WOLF einzelne Bio-Produkte her.
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