Im Jahr 2050 werden voraussichtlich 10 Milliarden Menschen auf der Erde leben – und die Versorgung von uns allen könnte den Planeten an seine Belastungsgrenzen bringen. Schon heute leidet ein Zehntel der Weltbevölkerung an Hunger und ein Viertel der Menschen ist mangelernährt. Ernähren wir uns weiter wie bisher, wird sich die Situation in den nächsten Jahrzehnten noch verschärfen. Deshalb haben die NGO EAT sowie The Lancet, eine der führenden medizinischen Fachzeitschriften, gemeinsam die EAT-Lancet-Kommission gegründet. Darin kommen 37 internationale Experten aus verschiedensten Bereichen (Gesundheit, Wirtschaft, Politik, Nachhaltigkeit, Landwirtschaft etc.) zusammen. Die EAT-Lancet-Kommission will die weltweite Ernährung ändern und hat dafür die Planetary Health Diet entwickelt.
Ungesunde Ernährung ist einer der größten Risikofaktoren für einen vorzeitigen Tod. Mit der Planetary Health Diet könnten allein in Deutschland jährlich 20 % ernährungsbedingter Todesfälle verhindert und Zivilisationskrankheiten im Allgemeinen eingedämmt werden.
Die Planetary Health Diet geht mit einer globalen Ernährungswende einher. Dafür hat die EAT-Lancet-Kommission vier Kernstrategien erarbeitet:
- Gesunde Nahrungsmittel müssen gut verfügbar, günstig und sicher sein. Sich für gesunde Lebensmittel zu entscheiden, sollte stets die leichteste Wahl sein.
- Landflächen und das Meer müssen geschützt werden. Es darf zum Beispiel kein Urwald mehr gerodet werden und intakte natürliche Landflächen müssen erhalten bleiben.
- Die Landwirtschaft sollte vermehrt auf Qualität, Vielfalt und Nachhaltig setzen. Dazu sind Anreize von der Politik hilfreich, damit Landwirte vor allem pflanzenbasierte Bio-Lebensmittel produzieren. Wer Klima- und Umweltschäden verursacht, sollte auch dafür zahlen.
- Die Lebensmittelverschwendung muss ein Ende finden. Dafür braucht es eine bessere Ausbildung von Landwirten, mehr Lagermöglichkeiten in ärmeren Ländern und einen besseren Wissensstand der Menschen in reicheren Ländern.
Gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten
Wie wir uns ernähren, hat immense Auswirkungen auf den Planeten, weshalb bei der Planetary Health Diet die Gesundheit der Menschen und der Umwelt einen gemeinsamen neuen Maßstab bilden: Alle werden satt und gleichzeitig die Ziele des Pariser Klimaabkommens und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung eingehalten, da die gesamte Weltbevölkerung sich gesund, ökologisch und sozial gerecht ernähren kann. Die Planetary Health Diet verhindert also nicht nur Hungersnöte, sondern kann auch dabei helfen, die Erderwärmung abzumildern und planetare Grenzen nicht zu überschreiten, denn unsere Lebensmittelproduktion ist abhängig vom Erdklima – und das Klima ist abhängig von unserer Ernährung. Durch eine mit der Planetary Health Diet einhergehende nachhaltigere Lebensmittelerzeugung würde sich der weltweite Treibhausgasausstoß verringern, es würden weniger Arten sterben und Wassermangel sowie der Ausbau von Ackerland bekämpft werden.
In Deutschland bräuchte man mit der Planetary Health Diet nur noch 60 % der Äcker für den Anbau unserer Lebensmittel, da das meiste Getreide an Tiere verfüttert wird, der Fleischkonsum aber rapide sinken würde.
Ein guter Kompromiss
Die Planetary Health Diet ist keine Diät im klassischen Sinn – auch wenn sie unsere Gewohnheiten ordentlich auf den Kopf stellt und unseren Darm fordert –, sondern viel mehr ein Referenz-Speiseplan, der für jede Ernährungsform auf der ganzen Welt angepasst werden kann. Die Planetary Health Diet eignet sich dadurch nicht nur für Menschen in Asien, Europa oder Afrika, sondern auch für Flexitarier oder Veganer.
Die Faustregel für die Planetary Health Diet lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: mehr pflanzliche, weniger tierische Lebensmittel. Also mehr Gemüse, Obst, Nüsse und Hülsenfrüchte und wesentlich weniger Fleisch und Milchprodukte. Je mehr wir auf Lebensmittel tierischen Ursprungs verzichten, desto besser ist es für unsere Gesundheit, die Umwelt und das Klima.
Eine Inspiration für das „planetengesunde“ Kochen könnte die traditionelle mediterrane Küche bieten: viel saisonales, regionales Gemüse und Hülsenfrüchte, etwas Fisch und nur wenig Fleisch.
Tägliche Richtwerte der
Planetary Health Diet
- 300 g Gemüse (200-600 g)
- 250 g Milchprodukte (0-500 g)
- 230 g Vollkorngetreide
- 200 g Obst (100-300 g)
- 75 g Hülsenfrüchte (0-100 g)
- 50 g Nüsse (0-75 g)
- 50 g Kartoffeln (0-100 g)
- 40 g ungesättigte Fette (20-80 g)
- 31 g Zucker (0-31 g)
- 29 g Geflügel (0-58 g)
- 28 g Fisch (0-100 g)
- 14 g rotes Fleisch (0-28 g)
- 13 g Eier (0-25 g)
- 12 g gesättigte Fette (0-12 g)
Die Richtwerte beziehen sich auf eine Energieaufnahme von 2500 kcal. Für Frauen und/oder Leute, die im Sitzen arbeiten, könnte diese Menge zu viel sein und nach unten korrigiert werden. Für stark körperliche Tätigkeiten kann die Kalorienanzahl nach oben korrigiert werden.
Die Zahlen in den Klammern bieten gerade für Vegetarier und Veganer Spielraum, um die Planetary Health Diet rein pflanzlich umsetzen zu können. Die niedrigen Zahlen für tierische Produkte mögen auf den ersten Blick unsinnig aussehen, ergeben auf Wochen berechnet aber Sinn – demnach stünde ein gutes Stück rotes Fleisch zum Beispiel alle zwei Wochen auf dem Menü.