Die Digitalisierung kann sowohl auf dem Acker als auch im Stall die tägliche Arbeit erleichtern und automatisieren. Künstliche Intelligenz geht dabei noch einen Schritt weiter: Sie kann blitzschnell große Datenmengen auswerten und komplexe Zusammenhänge erkennen. Außerdem lernt sie stetig dazu und kann so im Laufe der Zeit die Daten, die von Sensoren, Kameras, Tönen oder ähnlichen Quellen eingehen, immer besser auswerten und immer genauere Vorhersagen treffen. Kurz gesagt: Je mehr Daten der KI zur Verfügung stehen, desto bessere Arbeit leistet sie.
Potenziale …
Die KI kann als Grundlage für das Treffen von Entscheidungen und Optimieren von Prozessen genutzt werden – oder sie trifft selbständig Entscheidungen und leitet Lösungen für weitere Arbeitsschritte ab. So oder so kann Künstliche Intelligenz einen Beitrag zu Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz, Tierwohl und Nahrungsmittelsicherheit leisten sowie die Arbeit erleichtern: Sie sorgt für mehr Effizienz, mehr Zeit und körperliche Entlastung. Bisher ist der Einsatz von KI in der Tierhaltung und Landwirtschaft – zumindest hierzulande – aber überschaubar. Während in den USA bereits bis zu 80 % der Landwirte smarte Tools und auch KI einsetzen, ist es in Europa höchstens jeder Vierte. Noch dazu werden bisher vor allem technische Lösungen eingesetzt, die auf den ersten Blick vielleicht wie Künstliche Intelligenz wirken, aber im Endeffekt doch keine sind, sondern auf Robotik und smarten Prozessen wie Automatisierung basieren.
… und Probleme
Während die Digitalisierung im Stall schon ziemlich weit ist, dauert es auf dem Acker wegen zahlreicher Probleme in der Praxis länger. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist dabei die Mobilfunk- und Breitband-Abdeckung. Fällt die Verbindung zur autonom arbeitenden Technik aus, fällt auch die Datenübertragung und schlimmstenfalls sogar die Maschine vollständig aus. Außerdem sind die Systeme unterschiedlicher Hersteller oft noch nicht kompatibel, sodass es passieren kann, dass verschiedene Geräte nicht miteinander kommunizieren können. Darüber hinaus gibt es auch noch Unsicherheiten wegen Datenschutz und -sicherheit und die schnelle Weiterentwicklung der Technik setzt eine ständige Weiterbildung voraus.
Künstliche Intelligenz im praktischen Einsatz
Der Einsatz von KI im Stall und auf dem Acker reicht von einfachen Assistenzfunktionen bis hin zu komplexen Prozessen. Schon heute kommen viele automatisierte Prozesse und Roboter, die auf KI basieren, zum Einsatz – beispielsweise Melk-, Fütterungs- oder Reinigungsroboter, die tägliche Routinearbeiten im Kuhstall erledigen. Auf dem Acker können mit Künstlicher Intelligenz arbeitende Pflanzenerkennungs-Apps beim Erkennen von Schädlingen oder Krankheiten helfen.
Wesentlich komplexer ist die Arbeit mit KI in modernen Erntemaschinen. Diese könnten dank KI und Sensoren nicht nur Arbeitsprozesse selbständig prüfen und anpassen – zum Beispiel Kraftstoff sparen oder die Flächenleistung erhöhen –, sondern auch Ertragskarten von der Ackerfläche erstellen. Ertragskarten zeigen, in welchen Ackerbereichen wie viel geerntet wurde, sodass die KI die benötigte Menge an Saatgut und Dünger daran anpassen kann. Das schont nicht nur Ressourcen, sondern auch die Umwelt.
Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von KI auf dem Feld basiert auf dem Einsatz von Drohnen: Künstliche Intelligenz kann anhand von Drohnenbildern erkennen, welche Bereiche vom Acker Wasser oder Dünger brauchen und wo Schädlinge auftreten. In Kombination mit autonomen, wendigen Robotern könnte das Feld dann direkt punktuell bearbeitet, also bewässert, gedüngt Unkraut entfernt, Pflanzenschutzmittel verteilt oder geerntet werden. Dünger und Pflanzenschutzmittel können dadurch sehr gezielt und somit effizienter eingesetzt werden, was die Umwelt schont. Außerdem kann punktuelle Bewässerung nicht nur den Wasserverbrauch senken, sondern sogar den Ertrag steigern.
Nach der Ernte kann Künstliche Intelligenz auch beim Thema Nahrungsmittelsicherheit helfen: Während Sensoren zunächst die Oberfläche von Obst und Gemüse scannen, erkennt eine KI Druck- und Faulstellen, sodass betroffenes Obst und Gemüse von einem Roboter automatisiert aussortiert werden kann. Das dämmt die Ausbreitung von Schimmel ein und beugt dadurch dem vermehrten Entsorgen von Lebensmitteln vor.
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist gerade in der Tierhaltung bereits relativ weit verbreitet. Hier können Sensoren im Stall und direkt an (oder auch in) der Kuh überwachen, wie viel die Kuh frisst und sich bewegt und wie hoch ihre Körpertemperatur und Atemfrequenz ist. Diese Daten werden von einer KI ausgewertet, die Stressbelastungen und Erkrankungen sehr früh erkennen kann. Gerade in großen Ställen mit vielen Tieren kann KI so die Betreuung, Versorgung und das Tierwohl insgesamt verbessern.