Angeblich soll er gegen Motten, Mücken und Dämonen helfen und nicht nur die erste und wichtigste Pflanze im Wald sein, sondern auch meisterhafte Heilkräfte in sich bergen. Tatsächlich wurde Waldmeister nicht nur schon im frühen Mittelalter als Heilkraut genutzt: Auch heutzutage wird er noch gern in Heilkraut-Teemischungen hinzugegeben, da geringe Mengen gefäßerweiternd, entzündungshemmend und krampflösend wirken und dadurch gegen Kopfschmerzen und Migräne helfen kann.
Verantwortlich dafür ist der Inhaltsstoff Cumarin, der freigegeben wird, sobald Waldmeister welkt oder trocknet und den charakteristischen Waldmeister-Geruch verursacht. Cumarin ist aber nicht unumstritten: Der Inhaltsstoff, der auch in Zimt enthalten ist, kann beim Verzehr großer und häufiger Mengen Benommenheit, Kopfschmerzen und Leberschäden hervorrufen. Für ein Liter Bowle solltest Du deshalb am besten nicht mehr als 3 g angetrockneten Waldmeister nutzen, das sind etwa 20 g frischer Waldmeister.
Bis vor wenigen Jahren dachte man darüber hinaus, dass Cumarin krebserregend ist, weshalb der Zusatz von reinem Cumarin zu Lebensmitteln in den 80er Jahren verboten wurde. Dieser Verdacht wurde aber mittlerweile widerlegt. Trotzdem gibt es weiterhin gesetzlich festgelegte Höchstmengen für Cumarin in Lebensmitteln, die aber in erster Linie Lebensmittel mit Zimt betreffen. Gerade der durchschnittliche Cassia-Zimt aus dem Supermarkt beinhaltet nämlich viel mehr Cumarin als Waldmeister: Während 1 g Waldmeister nur 0,2 mg Cumarin enthält, sind es bei 1 g Zimt 3 mg Cumarin. Dennoch setzen Lebensmittelhersteller vor allem auf den künstlichen Waldmeistergeschmack namens 6-Methylcumarin und künstliche Farbstoffe für die grüne Farbe – echter Waldmeister färbt übrigens kaum.
Falls Du ein Getränk mit Waldmeister-Aroma herstellen möchtest, muss der Waldmeister zunächst mehrere Stunden oder Tage antrocknen. Alternativ kannst Du ihn auch eine Stunde einfrieren. Dann braucht der Waldmeister eine Trägerflüssigkeit, um seine Aromen abzugeben. Hänge die welken Waldmeister-Stiele kopfüber in die Flüssigkeit, ohne die Stielenden mit hineinzutauchen, und lasse sie an einem dunklen Ort oder in einem lichtundurchlässigen Gefäß ziehen.
Waldmeister wächst vor allem im Wald und dort besonders gern auf Lehmboden in schattigen Wäldern mit Rotbuchen oder Eichen und Hainbuchen. Du kannst ihn aber auch im Baumarkt kaufen und in Deinen Garten pflanzen. Wähle dann aber am besten eine schattige Ecke, in der er sich ungestört ausbreiten kann – im Kräuterbeet braucht er eine Wurzelsperre.
Waldmeister ist winterhart, treibt jedes Jahr neu aus und kann 15 bis 30 cm groß werden. Du erkennst ihn nicht nur an seinen besonderen Blättern, sondern auch an den weißen oder blauen Blüten, die er von April bis Juni bildet. Im frischen Zustand riecht Waldmeister übrigens nach nichts, seinen markanten Geruch nach Heu und Vanille entfaltet er erst, wenn er welkt oder Du die frischen Blätter zwischen den Fingern zerreibst.
Waldmeister-Getränke aus Thüringen 💚


