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Alte Sorten für mehr Geschmack und Sortenvielfalt

Samenfestes Saatgut

Mitte April wird es höchste Zeit, die restlichen Pflänzchen für den Garten oder Balkon auszusäen oder vorzuziehen. Wahrscheinlich kaufst Du das Saatgut im Laden oder benutzt Samen von der Ernte im letzten Jahr. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, ob das Saatgut samenfest oder sogenanntes „Hybrid-Saatgut“ ist. Wie sich beide Arten unterscheiden, stellen wir Dir heute vor.

Kleine Tomatenpflanzen in Anzuchttöpfen

Seit 14 Jahren steht auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen ein in einen Berg eingelassener Hightech-Tresor. In ihm lagern über 2 Milliarden Pflanzensamen von der ganzen Welt. Der Svalbard Global Seed Vault (weltweiter Saatgut-Tresor auf Svalbard) soll unser heutiges, vielfältiges Saatgut für die kommenden Generationen bewahren und – im Fall von Kriegen, Katastrophen und den Klimawandel-Folgen – als eine Art „Backup“ für die rund 1400 Saatgutbanken der ganzen Welt dienen, die auf Spitzbergen kostenlos Samen eingelagert haben. Der Saatgut-Tresor ist geschützt vor Erdbeben, saurem Regen und radioaktiver Strahlung. Bisher wurde er nur einmal benutzt, als im Syrienkrieg die syrische Saatgutbank schwer beschädigt wurde.

Vom Samen zum eigenen Gemüse

Allmählich blüht die Forsythie, die ersten hellgrünen Blätter der Birken zeigen sich, die Bienen werden wieder aktiv und es riecht nach Frühling: Endlich ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um mit der Aussaat und Anzucht loszulegen!

Aussaat & Anzucht: Schritt für Schritt

Samenfestes Saatgut und perfektionierte Hybridpflanzen

Das Besondere an dem Saatgut, das im Svalbard-Tresor lagert, ist, dass es sich dabei um samenfestes Saatgut handelt. Die Menschen bauen schon seit tausenden von Jahren Pflanzen an und behalten einen Teil ihrer Ernte zurück, um daraus neues Saatgut zu gewinnen, aus dem wiederum die neuen Pflanzen entstehen. Die Ernte liefert also Samen, aus denen neue fruchtbare Pflanzen entstehen können. Diese Samen bezeichnet man als samenfestes Saatgut.

Doch seit etwa 150 Jahren findet eine neue Entwicklung statt. Auslöser dafür ist Gregor Mendel, der im Kloster Erbsen kreuzte und Dir wahrscheinlich früher im Bio-Unterricht begegnet ist. Seine Vererbungslehre führt heutzutage unter anderem dazu, dass Saatgut optimiert wird, indem Pflanzen gezielt gekreuzt werden. So verkleinert sich der Genpool und übrig bleiben nur Pflanzen, die die gewünschten Eigenschaften (zum Beispiel eine Resistenz gegen Mehltau und Hitze) aufweisen. Diese perfektionierten Hybridpflanzen leisten wesentlich mehr als samenfeste Sorten, sie weisen verbesserte Eigenschaften – wie zum Beispiel festere Schalen für eine lange Lagerung, gleiches Aussehen oder eine bessere Schädlingsresistenz – auf und haben identische Anforderungen an den Standort, was sie für die industrielle Landwirtschaft perfekt macht. Durch das Entstehen dieser neuen, wenigen, perfekten Sorten werden aber immer mehr sogenannte Alte Sorten vergessen.

Durch die (Hybrid-) Monokulturen gingen in den letzten 100 Jahren 75 % der Sortenvielfalt verloren.

Zwei Fahrzeuge ernten ein großes Feld ab.

Das Saatgut, das für den industriellen Anbau perfekt geeignet ist, macht Hobbygärtnerinnen und -gärtner jedoch nicht unbedingt glücklich. Die Standortbedingungen, auf die die Hybridpflanzen angepasst sind, entsprechen kaum denen in unseren Gärten oder auf unseren Balkons. Das Hybrid-Saatgut ist für den Eigenanbau also nicht unbedingt geeignet. Noch dazu enthält das Hybrid-Saatgut eine Art „Kopierschutz“. Die Töchter der perfekten F1-Generation, also die F2-Generation, sind nämlich alles andere als perfekt: Die Pflanzen können nicht nur das verschiedenste Aussehen annehmen oder Ernteeinbußen bringen, die Samen können sogar vollkommen unfruchtbar sein. Um also auch im nächsten Jahr mit Hybrid-Samen schön Pflanzen anbauen zu können, musst Du jedes Jahr die Samen neu kaufen.

Samenfestes Saatgut ist hingegen „wiederverwendbar“, in jeder Generation fruchtbar, genetisch nicht modifiziert und passt sich von Generation zu Generation an den Standort und die Anbaubedürfnisse an. Dennoch haben die Tochterpflanzen das gleiche Aussehen wie die Elternpflanzen. So bleiben nicht nur der Geschmack, sondern auch die Sortenvielfalt erhalten. Falls Du in Zukunft eher samenfestes Saatgut anbauen möchtest, achte auf die Samen-Verpackung! Dort findest Du Informationen darüber, ob es sich um samenfeste oder F1-Hybrid-Samen handelt.


Auch unsere Mitgliedsunternehmen Schweizer Naturkost und Thüringer Landgarten setzen teils auf samenfestes Saatgut. Das Gemüse ist dadurch zwar etwas teurer, aber deutlich aromatischer, gesünder und hochwertiger als das Gemüse aus Hybrid-Saatgut. Koste demnächst doch mal eine Gurke aus dem Gurkentopf von Schweizer Naturkost oder den Zuckermais von Thüringer Landgarten!

Schweizer Naturkost im Portrait

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