Seit 14 Jahren steht auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen ein in einen Berg eingelassener Hightech-Tresor. In ihm lagern über 2 Milliarden Pflanzensamen von der ganzen Welt. Der Svalbard Global Seed Vault (weltweiter Saatgut-Tresor auf Svalbard) soll unser heutiges, vielfältiges Saatgut für die kommenden Generationen bewahren und – im Fall von Kriegen, Katastrophen und den Klimawandel-Folgen – als eine Art „Backup“ für die rund 1400 Saatgutbanken der ganzen Welt dienen, die auf Spitzbergen kostenlos Samen eingelagert haben. Der Saatgut-Tresor ist geschützt vor Erdbeben, saurem Regen und radioaktiver Strahlung. Bisher wurde er nur einmal benutzt, als im Syrienkrieg die syrische Saatgutbank schwer beschädigt wurde.
Samenfestes Saatgut und perfektionierte Hybridpflanzen
Das Besondere an dem Saatgut, das im Svalbard-Tresor lagert, ist, dass es sich dabei um samenfestes Saatgut handelt. Die Menschen bauen schon seit tausenden von Jahren Pflanzen an und behalten einen Teil ihrer Ernte zurück, um daraus neues Saatgut zu gewinnen, aus dem wiederum die neuen Pflanzen entstehen. Die Ernte liefert also Samen, aus denen neue fruchtbare Pflanzen entstehen können. Diese Samen bezeichnet man als samenfestes Saatgut.
Doch seit etwa 150 Jahren findet eine neue Entwicklung statt. Auslöser dafür ist Gregor Mendel, der im Kloster Erbsen kreuzte und Dir wahrscheinlich früher im Bio-Unterricht begegnet ist. Seine Vererbungslehre führt heutzutage unter anderem dazu, dass Saatgut optimiert wird, indem Pflanzen gezielt gekreuzt werden. So verkleinert sich der Genpool und übrig bleiben nur Pflanzen, die die gewünschten Eigenschaften (zum Beispiel eine Resistenz gegen Mehltau und Hitze) aufweisen. Diese perfektionierten Hybridpflanzen leisten wesentlich mehr als samenfeste Sorten, sie weisen verbesserte Eigenschaften – wie zum Beispiel festere Schalen für eine lange Lagerung, gleiches Aussehen oder eine bessere Schädlingsresistenz – auf und haben identische Anforderungen an den Standort, was sie für die industrielle Landwirtschaft perfekt macht. Durch das Entstehen dieser neuen, wenigen, perfekten Sorten werden aber immer mehr sogenannte Alte Sorten vergessen.