Bevor wir etwas kosten, hat unser Gehirn allein durch den bloßen Anblick einer Speise schon lange ein Urteil über den zu erwartenden Geschmack gefällt, das den folgenden „wirklichen“ Geschmack beeinflussen wird. Denn Farben und Formen vom Geschirr, aber auch die Umgebung – Musik, Licht und Möbel – wirken sich auf unser Geschmacksempfinden aus. Während wir uns darüber kaum bewusst sind, haben Restaurants und Fast-Food-Ketten das schon lange erkannt: Läuft in einem Bistro laute, schnelle Musik, essen wir schneller. Und während warmes Licht den Appetit anregt, wirst Du blaues Licht in Restaurants lange suchen, da es appetithemmend wirkt.
Über die Jahre hinweg lernen wir von Kindheitsbeinen an, bestimmte Farben mit bestimmten Aromen zu verbinden. Je nachdem, in welcher Region wir aufwachsen und leben, unterscheiden sich diese erlernten Assoziationen: Während für uns in Deutschland rote Lebensmittel süß schmecken, schmecken rote Lebensmittel für Menschen, die in den USA sozialisiert wurden, vor allem nach Zimt.

Teller & Schüsseln
Der weiße Teller ist der Küchenklassiker schlechthin. Was darauf serviert wird, wirkt harmonisch und regt den Appetit an. Ist der weiße Teller rund, schmeckt die Speise sogar noch etwas besser und intensiver als auf einem eckigen Teller. Das Gegenteil ist bei roten Tellern der Fall: Da die Farbe als Warnsignal und Abschreckung wahrgenommen wird, wirkt ein roter Teller appetithemmend. In einer Studie wurde im Vergleich von einem roten und weißen Teller vom roten Teller nur halb so viel gegessen!
Und auch von Tellern in kühlen Tönen wie blau, violett und grau wird weniger gegessen. Woran das liegt, ist in diesem Fall nicht eindeutig: Gerade die Farbe Blau könnte beruhigend wirken, sodass man automatisch weniger ist. Es wird aber auch vermutet, dass unsere Vorfahren diese Farben mit faulen oder giftigen Lebensmitteln verbanden und wir deshalb bis heute zum Beispiel blaues Eis als abstoßend empfinden.
Farben wirken auf Erwachsene anders als auf Kinder. Kinder möchten so viel wie möglich entdecken und greifen deshalb besonders gern zu bunt eingefärbten, „aufregenden“ Lebensmitteln. Erwachsene hingegen besitzen bereits das Wissen, dass bestimmte knallige Farben nicht natürlichen Ursprungs sein können. Sie verbinden diese Farben automatisch mit künstlichen Farbstoffen und Aromen und schrecken deshalb eher davor zurück.
Grundsätzlich schmecken uns Speisen von weißen Tellern besser als von schwarzen Tellern. Eine Ausnahme könnten aber weiße Lebensmittel darstellen. So wirkt Kokos auf einem weißen Teller vollkommen anders als auf einem schwarzen Teller, der einen starken Kontrast herstellt. Dieser Kontrast lässt das Essen umso appetitlicher aussehen und führt zu einem intensiveren Geschmack. Trotzdem isst man mehr, wenn die Speise die gleiche Farbe wie der Teller hat. Auch Teller in warmen, natürlichen und „vertrauenswürdigen“ Farben wie braun, gelb oder orange wirken appetitanregend.
Von einem kleinen Teller isst man weniger als von einem großen Teller. Die gleiche Portion wirkt auf einem großen Teller kleiner und sorgt eher dafür, dass man einen Nachschlag möchte, während sich bei einem kleinen Teller das Sättigungsgefühl schneller einstellt.
Besteck
Beim Besteck haben sowohl die Farbe als auch das Material sowie das Gewicht und die Größe des Bestecks einen Einfluss auf den Geschmack. Wie schon bei den Tellern macht kleineres Besteck schneller satt als großes Besteck, da pro Bissen weniger gegessen werden kann, das Essen also langsamer genossen wird und schneller sättigt. Außerdem dämpft rotes Besteck – genauso wie rotes Geschirr – den Appetit.
Bei Besteck ist das Material nicht außer Acht zu lassen. Zum Beispiel passt sich Silberbesteck der Temperatur an und macht den Geschmack dadurch vollmundiger – und wenn das Besteck schwer ist, schmeckt das Essen deutlich besser, da es hochwertiger und luxuriöser wirkt.
Der Klassiker ist in dem Fall übrigens der Plastiklöffel für den Genuss von Joghurt: Joghurt schmeckt, wenn er mit einem Plastiklöffel gegessen wird, fester, teurer und süßer als mit schweren Edelstahllöffeln, die den Joghurt minderwertig und wässrig erschienen ließen. Des Weiteren schmeckte der Joghurt von einem weißen Plastiklöffel süßer als von einem schwarzen Plastiklöffel. Allgemein lässt Kunststoffbesteck Speisen teurer und hochwertiger erscheinen, weshalb es gerade bei Partys beliebt ist.
Käse schmeckt salziger, länger gelagert und hochwertiger, wenn er mit einem Messer und nicht mit einer Gabel oder einem Zahnstocher probiert wird.

Eine Studie hat gezeigt, dass Naturjoghurt süßer zu schmecken scheint, wenn er rot eingefärbt wurde.

Tassen, Gläser & Servietten
Kaffee schmeckt aus einer weißen Tasse am intensivsten, aber aus einem Glas oder einer blauen Tasse am süßesten. Aus einer Tasse mit einer rauen Oberfläche schmeckt er sauer und „trocken“. Kakao wiederum schmeckt am schokoladigsten und köstlichsten, wenn er aus orangefarbenen Bechern genossen wird. Im Sommer empfiehlt es sich, Kaltgetränke aus niedrigen, breiten und vor allem blauen Gläsern zu trinken – bei blauen Gläsern ist der Erfrischungseffekt noch einmal wesentlich größer. Aus niedrigen, breiten Gläsern wird außerdem mehr getrunken als aus hohen, schmalen Gläsern.
Kaffeepulver aus einer dunklen Verpackung wird als stärker und intensiver eingeschätzt als aus einer hellen Verpackung.
Auch Servietten beeinflussen unser Geschmackserlebnis. Je nachdem, welche Farbe Du zu einem Gericht wählst, kannst Du verschiedene Effekte erzielen. Blaue Servietten lassen Speisen zum Beispiel weniger salzig schmecken. Servierst Du sehr helle, zarte Speisen, wähle dazu am besten Servietten in dunklen Tönen: Sie sorgen für einen reichhaltigen Geschmack. Rote Servietten sorgen für mehr Süße, während gelbe Servietten vor allem die Säure in Lebensmitteln hervorheben.