Können Sie sich kurz vorstellen und erzählen, welche Position Sie in der Molkerei haben und wie lange Sie schon bei Dittersdorfer Milch arbeiten?
Mein Name ist Ronny Fuß, ich bin 38 Jahre alt und komme aus Rudolstadt. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Seit Mai 2022 arbeite ich bei der Dittersdorfer Milch GmbH als Produktionsleiter.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, in einer Molkerei zu arbeiten?
Im Jahr 2003 habe ich mich bei der Herzgut Landmolkerei beworben, weil es damals nur wenige Ausbildungsplätze gab. Ich war froh, eine Stelle gefunden zu haben – und Herzgut hatte sich einfach als Erste gemeldet. So bin ich in der Molkerei gelandet und habe dann die Leidenschaft für diesen Beruf entwickelt.
Welche verschiedenen Berufe gibt es bei Dittersdorfer Milch?
Bei Dittersdorfer Milch arbeiten wir hauptsächlich als Milchtechnologen. In größeren Molkereien gibt es oft auch spezialisierte Berufe wie milchwirtschaftliche Laboranten, Schlosser, Elektriker, Bürokräfte oder Lagerarbeiter. Bei uns übernimmt man jedoch eine Vielzahl dieser Aufgaben, was den Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich macht.
Welche Ausbildung haben Sie absolviert, um in diesem Berufsfeld zu arbeiten? Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?
Ich habe meinen Realschulabschluss gemacht und anschließend eine Berufsausbildung zum Molkereifachmann (die alte Bezeichnung für diesen Beruf) bei der Herzgut Landmolkerei in Rudolstadt absolviert. Das erste Lehrjahr fand in der Berufsschule in Gelnhausen statt, danach ging es weiter an der Milchwirtschaftlichen Lehr- und Untersuchungsanstalt (MLUA) in Oranienburg für das zweite und dritte Lehrjahr. Im Bereich der Molkereiwirtschaft gibt es vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten, wie beispielsweise den Meister oder Techniker.
Welche Aufgaben haben Sie in Ihrem Beruf? Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß und was sind die größten Herausforderungen?
Meine Aufgaben umfassen die gesamte Herstellung und Verpackung unserer Milchprodukte. Dazu gehört auch die Qualitätskontrolle und das Entnehmen von Proben, um sicherzustellen, dass unsere Produkte für die Verbraucher unbedenklich sind. Darüber hinaus bin ich für die Kommissionierung der Produkte sowie für den Kontakt mit Kunden und Büroarbeiten zuständig. Besonders Spaß macht mir der Umgang mit Milchprodukten, weil man aus Milch so viel Unterschiedliches herstellen kann. Die größte Herausforderung besteht darin, all diese Aufgaben unter einen Hut zu bekommen, da wir hier nur drei Mitarbeiter sind.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag in der Dittersdorfer Molkerei aus?
Jeder Tag bei uns ist anders und hängt stark davon ab, was in der jeweiligen Woche produziert werden soll. Montags pasteurisieren wir immer unsere Frischmilch und füllen sie anschließend ab. Danach stellen wir den Weichkäse her, damit er in der folgenden Woche verpackt werden kann, und schmieren unseren Bier- und Weinkäse. Nach der Produktion werden alle Anlagenteile gründlich gereinigt. Parallel kommissioniert eine Kollegin die Ware für unsere Kunden und erstellt die Lieferscheine.
Wie wird die Qualität der Produkte sichergestellt? Welche Rolle spielt die Hygiene in den täglichen Arbeitsabläufen?
Hygiene ist in der Milchindustrie das A und O, da Milch ein idealer Lebensraum für Mikroorganismen ist. Um die Qualität unserer Produkte zu gewährleisten, pasteurisieren wir die Rohmilch zuerst, um alle krankheitserregenden Mikroorganismen abzutöten. Anschließend sorgen wir durch ein strenges Hygiene- und HACCP-Konzept dafür, dass das Produkt nicht erneut kontaminiert werden kann. Zudem werden regelmäßig Mindesthaltbarkeitsproben zurückgestellt und Laborproben nach einem festgelegten Plan entnommen. Auch das Veterinäramt führt regelmäßige Kontrollen durch und entnimmt Proben, um die Einhaltung der Qualitätsstandards zu überprüfen.
HACCP ist ein Sicherheitssystem in der Lebensmittelproduktion, das Gefahren wie Bakterien erkennt und kontrolliert, um sicherzustellen, dass die Lebensmittel sicher und frei von Risiken sind.
Wie hat sich die Technologie in der Molkerei über die Jahre verändert? Welche neuen Technologien oder Verfahren werden bei Dittersdorfer Milch eingesetzt?
Die Technologie in der Milchindustrie entwickelt sich ständig weiter. Je nach Größe der Molkerei unterscheiden sich die Verfahren stark zwischen traditioneller und industrieller Herstellung. Bei Dittersdorfer Milch setzen wir bis heute auf eine sehr traditionelle und handwerkliche Produktion, was unseren Produkten eine besondere Qualität verleiht.
Wie sehen Sie die Zukunft der Molkerei-Branche im Allgemeinen? Welche Entwicklungen erwarten Sie?
Leider geht der Milchkonsum in Deutschland zurück und ich finde, dass Milch als vollwertiges Lebensmittel nicht immer die Wertschätzung erhält, die sie verdient – insbesondere in Bezug auf faire Preise, die auch dem Tierwohl zugutekommen würden.
Ein klarer Trend, den ich sehe, ist ein allgemeines Molkereisterben und insbesondere das Verschwinden vieler kleiner Molkereien.
Welche Tipps würden Sie jemandem geben, der einen Beruf in der Molkerei-Branche anstrebt?
Ob ich diesen Beruf uneingeschränkt empfehlen kann, ist schwer zu sagen. Es ist wichtig, dass man schon in der Schule Fächer wie Mathematik, Chemie, Physik und Biologie mag, weil die Ausbildung und das Fachwissen stark darauf aufbauen. Man muss diesen Beruf mit Leidenschaft ausüben und bereit sein, in größeren Betrieben auch im Schichtdienst und an Wochenenden zu arbeiten. Auch kann es vorkommen, dass sich der Feierabend mal nach hinten verschiebt.
Doch wenn man sieht, was man an einem Tag alles hergestellt hat, erfüllt einen das mit Stolz. Es ist ein vielseitiger Beruf, bei dem kaum Langeweile aufkommt. Zudem sind Milchtechnologen in der gesamten Lebensmittelindustrie sehr begehrt.