Früher war das Brennen von Obst eine praktische Methode, überschüssige Ernte aus Streuobstwiesen und Obstgärten zu verwerten. Wer Obst anbaute, besaß oft auch das Recht, eigene Brände herzustellen. Die Grundzutat wuchs direkt vor der Haustür: heimisches, reifes Obst, das sorgsam verarbeitet wird. Indem kleine Brennereien köstliche Spirituosen herstellten, trugen sie gleichzeitig zum Erhalt traditioneller Streuobstwiesen bei.
Die Kunst des Brennens
Die Herstellung eines Obstbrands ist eine Kunst, die viel Wissen erfordert. Es braucht gesundes Obst, das zum perfekten Erntezeitpunkt gepflückt und anschließend gereinigt werden muss. Früchte wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Quitten oder Aprikosen (Marillen) sind die Klassiker für Obstbrände. Dafür wird der Saft oder die Maische, also das Fruchtfleisch, vergoren und dann destilliert. Dabei erhöht sich der Alkoholgehalt und das Aroma wird konzentriert.
Obstbrand enthält nur das Destillat und Wasser, um auf die gewünschte Trinkstärke zu kommen. Anschließend muss der Brand noch reifen. Dabei greifen Brennereien mittlerweile gern auf verschiedene Holzfässer zurück. Sie verleihen dem Brand eine Farbe zwischen hellem Gold und dunklem Rotbraun.
Der feine Unterschied zwischen Brand und Geist
Der entscheidende Unterschied zwischen Obstbrand und Obstgeist liegt im Zuckergehalt der Früchte. Während beim Obstbrand süße Früchte mit einem hohen Zuckeranteil bei der Gärung selbst Alkohol bilden, brauchen die zuckerarmen, aber sehr aromatischen Früchte wie Himbeeren oder Sanddorn eine andere Behandlung. Diese werden in hochprozentigem Alkohol eingelegt, um die Aromen zu extrahieren, und danach destilliert. Man fängt sozusagen wortwörtlich den „Geist“ der Früchte ein – und stellt somit Obstgeist her. Da Obstgeist nicht im Holzfass reift, bleibt er klar und wasserfarben.
Die Qualität eines Geistes hängt vor allem vom verwendeten Alkohol ab, während bei Obstbränden die Frucht im Vordergrund steht. Beide Spirituosen müssen einen Alkoholgehalt von mindestens 37,5 % aufweisen. Außerdem dürfen sie nicht aromatisiert und nur minimal gesüßt werden.
Vom Branntweinmonopol zum Premium-Produkt
Von 1919 bis 2017 erleichterte das Branntweinmonopolgesetz in Deutschland den kleinen Obstbrennern die Produktion. Mithilfe von staatlichen Subventionen konnten die Brennereien sorgenfrei Brände destillieren, ohne sich um die Qualität allzu viele Gedanken machen zu müssen. Seitdem das Gesetz Geschichte ist, steht die Qualität im Vordergrund. Brennereien müssen sich nun auf handwerkliches Können und hochwertige Rohstoffe verlassen, um bestehen zu können. Das Ergebnis: Obstbrände und -geiste haben in den letzten Jahren einen Qualitätssprung gemacht – Genießer wissen das zu schätzen.
Obstbrand entfaltet bei Temperaturen zwischen 15 und 18° C sein volles Aroma.
Edle Tropfen aus Nordhausen
In diesem Herbst bringt auch die Echter Nordhäuser Traditionsbrennerei frischen Wind in die alte Obstbrand-Tradition. In ihrer Premium-Linie 1507, deren Zahl für die Ersterwähnung der Brennkunst in Nordhausen steht, gibt es nun zwei neue fassgelagerte Obstbrände. Die Linie, die bisher für feinen Kornbrand bekannt war, setzt mit den Sorten Williamsbirne und Marille neue Akzente.
Für diese Brände werden die Früchte sorgfältig ausgewählt und verarbeitet, um die einzigartigen Aromen von Birne, Vanille und Karamell bei der Williamsbirne sowie Aprikose, Vanille und Mandel bei der Marille zu bewahren. Anschließend reifen sie acht Monate lang in ehemaligen Single-Malt-Fässern, was ihnen eine dezente Holzfassnote verleiht.
Von jeder dieser limitierten Editionen gibt es nur 250 Flaschen, die in Handarbeit abgefüllt, verkorkt und nummeriert werden. Erhältlich sind sie ausschließlich im Shop der Traditionsbrennerei in Nordhausen oder in ihrem Online-Shop. Doch wer sich einen der raren Tropfen sichert, wird nicht enttäuscht: Die neuen Obstbrände sind ideal für alle, die den Geschmack von Handwerkskunst zu schätzen wissen und sich auf eine kleine Reise in die Geschichte des deutschen Brennens begeben möchten.