12.000 Goldfrancs für’s Haltbarmachen
Bevor das Konservieren von Lebensmitteln „erfunden“ wurde, musste man sich saisonal von dem ernähren, was die Natur zu dem Zeitpunkt hergab. Das war in Jahren mit Missernten oder langen Wintern ein Problem. Noch schlimmer wurde es, wenn Soldaten durch Dörfer zogen und die Lebensmittelvorräte der Einwohner plünderten. Napoleon wollte den Plünderungen ein Ende bereiten, doch dafür brauchte es eine Möglichkeit, um Nahrungsmittel im großen Stil haltbar zu machen, ohne dass Schmutz, Mikroorganismen oder Sauerstoff den Inhalt verderben lassen können. Deshalb schrieb Napoleon 12.000 Goldfrancs für denjenigen aus, der ein funktionierendes Verfahren zum Haltbarmachen entwickeln und präsentieren würde.
Das Wort Konserve stammt vom lateinischen conserva ab und beschreibt eine mit Honig oder Zucker haltbar gemachte Arznei.
Es war schließlich der Pariser Zuckerbäcker Nicolas Appert, der die 12.000 Goldfrancs gewann. Er hatte es geschafft, Essen erfolgreich zu konservieren. Allerdings nutzt er dafür Glasflaschen. Diese waren nicht nur teuer, sondern gingen auch leicht kaputt – keine optimale Lösung.
Das dachte sich auch Peter Durand. Dieser forschte im Auftrag der britischen Krone weiter und kam auf die Idee, Blechkanister statt Glasflaschen zu nutzen. Tatsächlich gelang das Haltbarmachen auch mit Blechkanistern. Die Konservendose war geboren! Sie ist nicht nur leichter als Glas, sondern auch unzerbrechlich und lichtundurchlässig.
Schleichender Tod durch Dosennahrung
3 Jahre nach dem Patent auf die Konservendose entstand in London die erste Konservenfabrik der Welt. Hauptabnehmer der Konserven waren die Armee und Marine. Allerdings ließen sich diese Konserven nur mit Hammer und Meißel oder ähnlichen Hilfsmitteln öffnen; der Dosenöffner wurde nämlich erst Jahrzehnte später im Jahr 1855 von Robert Yeates erfunden.
Und noch ein weiteres Problem gab es mit den Konservendosen: Sie wurden mit Blei verlötet, das auf die Lebensmittel überging und so für zahlreiche schwere Vergiftungen verantwortlich war. Die „berühmtesten“ Fälle von Vergiftungen durch bleihaltige Dosennahrung gab es in der Arktis. So litten alle Mitglieder der Arktisexpedition von Sir John Franklin an einer schweren Bleivergiftung, nachdem sie sich drei Jahre lang von Doseninhalten ernährt hatten. Auf Spitzbergen starben um das Jahr 1872 herum sogar 17 norwegische Robbenjäger wegen bleihaltiger Dosennahrung.
Mittlerweile werden Konservendosen natürlich schon lange nicht mehr mit Blei verlötet. Dennoch ist in den Dosen noch immer ein umstrittener Stoff zu finden.
Die Probleme mit dem Kunststoff-Überzug
Konservendosen bestehen in der Regel aus Aluminium oder Weißblech, das nach dem Befüllen durch Verlöten oder sogenanntes Bördeln abgedichtet wird. Der Inhalt wird anschließend pasteurisiert oder sterilisiert, wodurch Dosenlebensmittel ganz ohne Konservierungsstoffe haltbar sind. Die Rillen in der Dose – im Fachjargon Sicken genannt – sorgen übrigens dafür, dass die Dose nach dem Sterilisieren beim Herunterkühlen nicht platzt, sondern sich gleichmäßig in alle Richtungen ausweiten und zusammenziehen kann. Das ist auch der Grund, warum Dosen immer rund sind: Eckige Dosen wären zwar praktischer, könnten sich aber nicht auf diese Art dehnen.
Dosen für Lebensmittel bestehen meistens aus dem Rumpf, Boden und Deckel, während Getränkedosen aus nur zwei Teilen – dem Deckel sowie Rumpf und Boden aus einem Stück – bestehen. Wölben sich die Deckel der Konservendosen, haben sich Keime gebildet. Die Dosen gehören dann in den Müll. Das gilt auch für stark verbeulte oder geknickte Konserven, da diese leicht durchrosten können.
Das Weißblech, aus dem Konservendosen oft gefertigt werden, wird vor dem Formen und Löten oder Bördeln mit einer hauchdünnen Schicht Zinn überzogen. Das Zinn sorgt dafür, dass sich die Dose im Laufe der Zeit nicht zersetzt. Allerdings handelt es sich bei Zinn um ein Schwermetall, das bei Kontakt mit Sauerstoff bei säurehaltigen Lebensmitteln in diese übergehen kann. Um das zu verhindern, sollten Doseninhalte früher nach dem Öffnen direkt in ein anderes Gefäß umgefüllt werden. Heutzutage werden Konservendosen stattdessen von innen mit Kunststoff beschichtet, was ein Umfüllen überflüssig macht. Dieser Kunststoff-Überzug steht jedoch in der Kritik, Bisphenol-A (BPA) an die Lebensmittel abzugeben.
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Ob und inwiefern BPA gesundheitsschädlich ist, wird seit vielen Jahren erforscht. Bis heute gibt es keine klaren wissenschaftlichen Aussagen. Wahrscheinlich ist, dass BPA eine hormonähnliche Wirkung im Körper haben kann, die das Krebsrisiko steigen und die Fruchtbarkeit sinken lassen. Doch dass diese Wirkung bei einem lediglich seltenen Konsum BPA-haltiger Lebensmittel eintritt, ist nicht gerade wahrscheinlich. Eine Folge der Forschung ist dennoch, dass EU-weit BPA in Babyflaschen verboten wurde und es strenge Grenzwerte für den BPA-Gehalt von Lebensmitteln gibt. Dänemark, Kanada und Frankreich haben BPA komplett verboten. Mittlerweile wird bei Konservendosen auch vermehrt auf alternative Kunststoff-Überzüge ohne BPA gesetzt.
Vitamine: pasteurisiert oder doch lieber tiefgefroren?
Von allen Konservierungsformen sind Lebensmittel in Konservendosen am längsten haltbar. Bis zu drei Jahre lang behalten frisch verarbeitete und direkt in Dosen abgefüllte Lebensmittel ihr Aroma und zumindest mehr als die Hälfte ihrer Vitamine. Das ist bei Tiefkühlkost anders: Hier bleiben Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe größtenteils erhalten, weshalb Tiefkühllebensmittel seit einigen Jahrzehnten auch beliebter als Konservendosen geworden sind – ausgenommen davon sind die Corona-bedingten Hamsterkäufe, während denen sich der Kauf von Konservendosen mehr als verdoppelt hat. Für Konserven aus dem Glas spricht übrigens lediglich, dass Glas keine Schwermetalle und chemische Stoffe enthält.
Ein Drittel der Lebensmittel in Dosen macht Fisch bzw. Meeresfrüchte aus. Ein weiteres Drittel sind Obst und Gemüse. In 15 % der Dosen befinden sich Fertiggerichte wie Suppen oder Eintöpfe.
Getränkedosen in der Kritik
Durch den Erfolg der Konservendosen kam man in den 30er Jahren in den USA auf die Idee, auch Getränke in Dosen abzufüllen und zu verkaufen. 1936 wurden die ersten Dosen produziert. Sie enthielten Coca-Cola und mussten von Hand aufgestochen werden, waren aber ein großer Erfolg. Bis zur Einführung der Pfandpflicht im Jahr 2003 waren sie auch in Deutschland extrem beliebt, doch 2003 brach der Absatz dramatisch ein: von 7 Milliarden verkauften Dosen pro Jahr auf gerade mal 300 Millionen. Mittlerweile hat sich der Absatz dank Dosenbier und immer beliebteren Energy Drinks wieder stabilisiert und liegt bei etwa 3,5 Milliarden Dosen pro Jahr.
Aus ökologischer Sicht sind Getränkedosen sehr umstritten. Von den Dosen werden zwar fast 100 % recycelt, dabei handelt es sich aber nicht um einen geschlossenen Recycling-Kreislauf. Das heißt: Für die Herstellung neuer Getränkedosen braucht man auch immer neues Material, das wiederum aus Südamerika, Asien oder Australien kommt und eine vermehrte Abholzung vom Regenwald sowie giftige Schlämme verursacht. Außerdem stoßen Getränkedosen aus Aluminium bei der Herstellung drei Mal so viel Kohlenstoffdioxid aus wie Glas-Mehrwegflaschen und sechs Mal so viel wie Plastik-Mehrwegflaschen! Nicht zuletzt gibt es in Deutschland nur wenige Abfüllanlagen, was lange Transportwege nach sich zieht.
Hinsichtlich dieser Kritikpunkte mag es nur ein kleiner Lichtblick sein, dass Getränkedosen immer leichter werden. Wog eine 0,33 Liter-Dose in den 30er Jahren noch 100 Gramm und in den 50er Jahren noch 80 Gramm, so wiegt eine 0,5 Liter-Dose heute nicht mehr als 16 Gramm. Das ist ein besonders guter Fortschritt, wenn man bedenkt, dass 1 Gramm weniger Gewicht pro Dose ganze 54.000 Tonnen Metall allein bei der europäischen Dosenproduktion sparen.