13 große Weinanbaugebiete gibt es in Deutschland, die bekanntesten davon sind Mosel, Pfalz, Rheinhessen und Baden. Auch die Saale-Unstrut-Region gehört zu den großen Weinanbaugebieten. Sie umfasst etwa 850 Hektar. Der Großteil davon liegt in Sachsen-Anhalt, nur etwa 135 Hektar liegen in Thüringen, weshalb Saale-Unstrut-Weine aus Thüringen nur ein Zehntel von dem Ertrag des Weinanbaugebiets ausmachen.
In Deutschland gibt es etwa 14.750 Weinanbaubetriebe, die auf insgesamt etwa 103.400 Hektar Wein anbauen – allen voran in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. In Thüringen sind es etwa 84 Weinerzeuger, die neben klassischem Wein auch Fruchtwein herstellen.
Obwohl die Saale-Unstrut-Region als nördlichstes Weinanbaugebiet Deutschlands gilt, ist es mit fast 1700 Sonnenstunden pro Jahr gesegnet – mehr als genug, um guten, aromatischen Wein produzieren zu können. Noch dazu bietet unser Weinanbaugebiet reichhaltigen Boden und ein gutes Klima, da die Flusstäler der Saale und der Unstrut kleine Wärmeinseln bilden, die für ein mildes Mikroklima sorgen. Der Muschelkalk- und Buntsandsteinboden bringt besonders leichte, spritzige Weine hervor, weshalb auf 70 % der Saale-Unstrut-Region Weißwein angebaut wird – allem voran die Rebsorten Grauburgunder, Müller-Thurgau und Weißburgunder. Bei Rotwein dominieren die Sorten Regent, Spätburgunder und Blauer Zweigelt.
Thüringer Weißwein
Grauburgunder / Ruländer / Pinot gris / Pinot grigio
Grauburger ist der kräftige Bruder vom Weißburgunder: Obwohl er genauso frisch und spritzig schmeckt, sorgen seine Noten von Honig, Mandel und Birne für eine schöne Schwere und passen perfekt zu Geflügel, Käse, Fisch und Meeresfrüchten. Die rötlich-grau gefärbten Trauben verleihen dem Wein eine goldene Farbe. Die Mutation des Blauburgunders wächst gern auf steinigen Böden und reagiert empfindlich auf klimatische Schwankungen.
Thüringer Rotwein
Regent
Regent ist eine junge Rebsorte, die erst seit dem Jahr 1996 angebaut wird. Dennoch gilt sie als zukunftsweisend: Regent ist relativ widerstandsfähig gegen Echten und Falschen Mehltau, die Weinblätter sind resistent gegen die Reblaus und durch seine Frostverträglichkeit kann er auch in Lagen angebaut werden, die sonst nicht für wärmeliebenden Rotwein geeignet sind. Außerdem macht Regent farblich viel her: Der Wein ist tiefdunkel und fast schwarz, da der natürlich vorkommende Farbstoff so hoch wie bei kaum einem anderen Rotwein ist. Gleichzeitig hat er eine nur moderate Säure und schmeckt durch den hohen Zuckeranteil sehr gehaltvoll und samtig. Die Aromen von Kirschen und Johannisbeeren passen perfekt zu Wildgerichten, Rinderbraten oder einer kräftigen Brotzeit.
Müller-Thurgau / Rivaner
Müller-Thurgau ist eine Kreuzung aus den Rebsorten Riesling und Madeleine Royale. Die Rebsorte verdankt den Namen ihrem Züchter Herrmann Müller, der aus dem Schweizer Kanton Thurgau stammte. Müller-Thurgau ist eine sehr umstrittene Rebsorte. Während die einen sie als harmonisch und mild bezeichnen würden, sehen vor allem Experten den Wein als langweiligen Alltagswein minderer Qualität an, bei dem eher Masse statt Klasse gilt. Unumstritten ist allerdings, dass der nach Apfel, Zitrone, Stachelbeere, Muskat und grüner Paprika schmeckende Müller-Thurgau bis in die 90er Jahre hinein die wichtigste Weißweinrebsorte Deutschlands war. Der Grund dafür dürfte die Anspruchslosigkeit der Rebe sein: Sie wächst sogar auf ehemaligen Rübenackern, worauf sie nach dem Zweiten Weltkrieg vorrangig angebaut wurde.
Spätburgunder / Blauburgunder / Pinot noir / Pinot nero
Spätburgunder stammt direkt von der einstigen Wildrebe ab, wurde schon vor 2000 Jahren von den Römern kultiviert und zählt damit nicht nur zu den ältesten, sondern auch zu den berühmtesten Rotweinsorten. Manche bezeichnen den Spätburgunder sogar als König der Rotweine. Er ist die wichtigste rote Rebsorte in Deutschland, da Spätburgunder auch in kühleren Weinanbaugebieten kultiviert werden kann – und das, obwohl er hohe Ansprüche an das Klima und die Bodenverhältnisse hat: Er gedeiht nur in besten Lagen optimal und ist nicht nur anfällig gegenüber klimatischen Schwankungen, sondern auch gegen Frühjahrsfrost. Noch dazu verlangen die dünnschaligen Weinbeeren eine feinfühlige Bearbeitung. Um den vollmundigen, samtigen, rubinroten Wein zu erhalten, dürfen die Beeren nämlich weder zu viel noch zu wenig gepresst werden. Wird er zu wenig gepresst, geben die Beeren kaum Farbe ab. Wird er zu viel gepresst, wird er zu bitter. Seine fruchtigen Noten von Kirschen, Erdbeeren, Brombeeren und schwarzen Johannisbeeren werden dann von dem Bittermandel-Aroma überlagert. Damit diese aromatische Vielfalt, die perfekt zu kräftigem Braten, Wild und Käse passt, zur Geltung kommen kann, muss Spätburgunder im Holzfass ausgebaut werden. Außerdem schadet es nicht, hochwertigen Spätburgunder noch in der Flasche nachreifen zu lassen: Teilweise entfaltet er erst nach zehn Jahren seine Qualität am besten.
Weißburgunder / Pinot blanc / Pinot bianco
Weißburger schmeckt frisch, leicht und mild. Sein fruchtigen, zitrusartigen Noten passen perfekt zu Fisch, Meeresfrüchten und Geflügel. Wie Grauburger ist auch Weißburgunder eine Mutation vom Spätburgunder und reagiert ebenfalls empfindlich auf klimatische Schwankungen. Warme, kräftige Böden mag er hingegen sehr. Weltweit wird Weißburgunder am meisten in Deutschland angebaut, auch wenn er hierzulande lange mit Chardonnay gleichgesetzt wurde.
Blauer Zweigelt
Blauer Zweigelt ist eigentlich die „Nationalrebe“ Österreichs. Dort züchtete sie ihr Namensgeber Dr. Fritz Zweigelt im Jahr 1922. Allerdings gibt es seit einigen Jahren Debatten um eine Umbenennung der Rebsorte in „Blauer Montag“ oder „Rotburger“, da Fritz Zweigelt überzeugter Nationalsozialist war. Blauer Zweigelt gilt als perfekter Wein für Einsteiger, aber auch für Kenner, da er sehr vielseitig schmeckt: nach Vanille, Sauerkirsche und Brombeeren, also würzig, fruchtig und samtig zugleich. Perfekt für Wild, Rinderbraten und Aufschnitt! Auch optisch macht er mit seiner rubinroten Farbe und dem violetten Schimmer einiges her. Allerdings bereitet der Blaue Zweigelt Probleme beim Anbau: Die Rebsorte ist zwar widerstandsfähig gegenüber schlechter Witterung, ist dafür aber anfällig gegenüber mehreren Krankheiten. Außerdem werden die Beeren an der Traube ungleichmäßig reif. Nicht nur das mindert die Qualität des Weins: Die Rebsorte ist für guten Wein schon fast zu fruchtbar. Die gute Fruchtbarkeit erfordert eine intensive Regulierung des Ertrags, da der Wein sonst dünn, hellrot und unharmonisch wird.
Dass Thüringen ausgezeichnete Gegebenheiten für den Weinanbau bietet, ist nicht erst bekannt, seit 1992 das erste Weingut Thüringens öffnete: Die Weinanbau-Tradition ist in Thüringen 1000 Jahre alt. Damals bauten Klöster in großem Stil Wein an. In Orlamünde zum Beispiel muss im Jahr 1062 so viel Wein gewachsen sein, dass der Kalk, der für den Bau des Grafensitzes benötigt wurde, angeblich nicht mit Wasser, sondern mit Wein angerührt wurde. Doch stand die Wein-Tradition damals noch in den Kinderschuhen. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich Erfurt und Jena zu den wichtigsten Weinstädten Mitteldeutschlands. Beide Städte waren von großen Weinlandschaften und Hängen voller Reben umgeben. Auch die Landstriche rund um Arnstadt, Gotha, Mühlhausen, Langensalza, Tennstedt und Weimar waren intensiv durch den Weinanbau geprägt. Viele Dörfer hatten sogar eigene Weingärten.
Wein stieg damals zu einem der begehrtesten Wirtschafts- und Handelsgüter auf. Weinbergbesitzer zu sein, wurde zu einem Statussystem: 1542 gab es allein in Jena rund 500 Weinbergbesitzer. So ist es kaum verwunderlich, dass der Weinanbau in Thüringen im 15. und 16. Jahrhundert seine größte historische Ausdehnung erreichte.
Anschließend ging es mit dem Weinanbau bergab. Im 17. und 18. Jahrhundert litt der Anbau nicht nur unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges, sondern auch unter den niedrigen Temperaturen, die die kleine Eiszeit mit sich brachte. Das machte den Weinanbau mit den Jahren unwirtschaftlich. Die Weinberge wurden kurzerhand gerodet oder extensiv beweidet.
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Die 58 Weinberge rund um Sulza, die diese Zeit überstanden hatten, fielen spätestens im 19. Jahrhundert dem falschen Mehltau oder der aus den USA eingeschleppten Reblaus zum Opfer. Der Weinanbau war vorbei – nicht nur in Thüringen. Selbst Jahrzehnte später wurde im Jahr 1954 auf nur noch drei Hektar Weinanbau in Thüringen betrieben.
Es dauerte noch knapp 40 Jahre, bis nach der Wende das erste Weingut Thüringens im Jahr 1992 öffnete. Das Thüringer Weingut Bad Sulza ist bis heute das größte private Weingut im Saale-Unstrut-Anbaugebiet. Neben herausragendem Wein bietet es zahlreiche Veranstaltungen rund um den Wein an. So findet am letzten Wochenende im September zum Beispiel das traditionelle Federweißerfest statt. Neben dem Thüringer Weingut Bad Sulza ist auch das Thüringer Weingut Zahn sehr bekannt: Das malerische Weingut produziert regionaltypische Weine und veranstaltet tolle Events wie Picknicks oder Tafeln inmitten der Weinberge.