Hafer essen wir schon seit Jahrtausenden: Wilde Hafersorten wurden angeblich schon vor 32.000 Jahren zu Mehl verarbeitet. Gezielt kultiviert wurde Hafer aber erst vor etwa 3.000 Jahren, davor wuchs er unter anderem als Unkraut auf Weizen- und Gerstenfeldern. Kultivierter Hafer trägt heute den Namen Echter Hafer.
Im Mittelalter war Hafer eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Hafergrütze und -fladen wurden täglich gegessen, außerdem wurde sogar Haferbier gebraut. Erst mit der Industrialisierung im 20. Jahrhundert wurde Hafer von Weizen und Mais verdrängt, da die Pferdekutschen durch Autos ersetzt wurden und es viel weniger Hafer für Pferdefutter brauchte.
Mittlerweile gibt es auch Züchtungen, die nicht entspelzt werden müssen: sogenannter Nackthafer. Die Körner brauchen nicht erhitzt werden, wodurch die Nährstoffe in voller Qualität erhalten bleiben.
Echter Hafer wird in ganz Europa angebaut, aber auch darüber hinaus. Die größten Anbauflächen befinden sich in Kanada und Russland, denn Hafer ist sehr robust: Er wächst nicht nur auf so gut wie allen Böden, sondern auch in kühlerem Klima. Außerdem ist er resistent gegen die meisten Getreideschädlinge und muss daher nicht gespritzt werden.
Die Körner wachsen beim Hafer nicht in einer Ähre wie bei vielen Getreidesorten, sondern in einer verzweigten Rispe. Dadurch ist Hafer nicht ganz so leicht zu ernten und die Ernte fällt auch nicht so ertragreich aus. Auch die Weiterverarbeitung von Hafer ist nicht die einfachste: Die essbare Schale, die sogenannte Spelze, sitzt sehr fest am Haferkorn und muss aufwändig entfernt werden, bevor die Körner verarbeitet werden können. Dafür wird der Hafer nach der Ernte stundenlang mit Dampf behandelt und dann heiß getrocknet. Dadurch lockern sich die Spelzen und das typische nussige Aroma entsteht. Die lockeren Spelzen werden dann in einem Schäler vom Haferkorn getrennt – übrig bleibt das vollständige Korn.
Ernährungsphysiologisch betrachtet ist Hafer die hochwertigste Getreideart, die bei uns angebaut wird. So ist Hafer reich an komplexen Kohlenhydraten, pflanzlichem Eiweiß und sättigenden Ballaststoffen. Er enthält aber auch sekundäre Pflanzenstoffe wie entzündungshemmende Flavonoide, immunstärkende Saponine und Beta-Clucan. Beta-Clucan ist ein löslicher Ballaststoff, der nicht nur den Blutzucker- und Cholesterinspiegel senkt und für die Vermehrung guter Darmbakterien sorgt, sondern auch die Entleerung des Magens verlangsamt und dadurch länger sättigt. Was Hafer in der Regel nicht enthält, ist Gluten. Da er aber oft in den gleichen Anlagen wie glutenhaltiges Getreide verarbeitet wird, enthalten viele Haferprodukte Spuren von Gluten.
Für ein klassisches Porridge brauchst Du nur drei Zutaten: Lasse 250 ml Vollmilch von Dittersdorfer Milch, 50 g zarte Haferflocken und eine Prise Salz kurz aufkochen, nimm sie dann vom Herd und lasse sie drei, vier Minuten lang abkühlen.
Damit aus entspelzten Haferkörnern Haferflocken entstehen, werden diese zwischen zwei Walzen flachgedrückt. Die entstandenen Flocken werden großblättrige oder kernige Haferflocken genannt. Für kleinblättrige oder zarte Haferflocken werden die entspelzten Körner vor dem Walzen in Stücke geschnitten. Beide Haferflocken-Sorten zählen zu den Vollkorn-Produkten, da allein die Spelze vom Korn entfernt wurde.
Neben kernigen und zarten Haferflocken gibt es außerdem Schmelzflocken. Diese bestehen aus gemahlenen Haferkörnern und lösen sich in Flüssigkeit auf. Sie werden vor allem für Säuglingsnahrung und Schonkost genutzt.
Als besonders gesund gelten Haferkleie: Sie werden aus dem Keimling und den Randschichten vom entspelzten Korn gewonnen. Der Mehlkörper, den zum Beispiel Haferflocken enthalten, wird hier also entfernt, wodurch Haferkleie besonders viele Mineralien, Vitamine, Ballaststoffe und ungesättigte Fettsäuren enthalten. Haferkleie sind entweder als grob gemahlener Grieß oder als kleine Flocken erhältlich.