Malz: der Körper des Bieres
Malz ist zum Keimen gebrachtes Getreide. Es bestimmt die Farbe, den Geschmack bzw. das Aroma, den Geruch und die Süße im Bier. Außerdem beeinflusst die zugegebene Menge den Alkoholgehalt. Oft wird zur Herstellung von Malz Gerste genutzt, da Gerste auch ohne Dünger auf schlechtem Boden wachsen kann und kaum zum Backen geeignet ist. Grundsätzlich kann Malz auch aus Weizen, Roggen, Dinkel und anderem Getreide hergestellt werden, doch durch das deutsche Reinheitsgebot darf nicht in jedem Bier jedes Malz eingesetzt werden. Bei Pils zum Beispiel darf nur Gerstenmalz genutzt werden.
Kaum eine Brauerei stellt das Malz selbst her, in der Regel übernimmt das eine Mälzerei. Die Herstellung erfolgt in drei Schritten; anschließend wird das Malz vor der Weiterverarbeitung mindestens einen Monat lang in großen Silos gelagert. Je nach Herstellungsprozess entstehen verschiedene Malzsorten – gerade das Darren ist dabei ausschlaggebend und an der Entstehung von Spezialmalz wie Karamell- oder Rauchmalz beteiligt.
Das Weichen
Bevor das Getreide in Wasser eingeweicht wird, wird es gereinigt. Dann darf es bis zu drei Tage lang baden. In dieser Zeit saugen sich die Körner mit Wasser voll und die Keimung beginnt.
Das Keimen
Die Hefe im Bier braucht Zucker, um die alkoholische Gärung durchführen zu können. Dieser entsteht jedoch erst durch das Keimen: Währenddessen werden Enzyme freigesetzt, die die im Getreide enthaltene Stärke in Zucker umwandeln.
Das Darren
Nach einigen Tagen wird das Keimen abgebrochen, indem die Keime getrocknet werden. Die sogenannte Darre verändert die Farbe und den Geschmack des Malzes. Je höher die Temperatur beim Trocknen ist, desto dunkler und intensiver wird der Geschmack des Malzes. Bei einer Temperatur um 80° C wird helles Malz gedarrt, das für Pils oder Kellerbier genutzt wird und leicht nussig bzw. brotig schmeckt. Dunkles Malz wird bei 100 bis 150° C gedarrt und schmeckt nach Karamell und Honig. Für Röstmalz mit Kaffee- oder Bitterschokoladenoten wird das Malz sogar bei bis zu 220° C getrocknet.
Nach dem Lagern wird das Malz gemahlen und in der Brauerei mit Wasser vermischt und erhitzt. Zusammen bilden sie die Maische, von der zum Brauen aber nur der flüssige Bestandteil (die Würze) verwendet wird. Der feste Bestandteil (der Treber) wurde früher unter anderem in Brot verbacken. Heute dient er als Kraftfutter für Tiere.
Malz ist nicht nur für Bier elementar: Für Malzkaffee wird aus dem gemahlenen Malz mithilfe von heißem Wasser ein Extrakt erzeugt, das getrocknet und dann in feine Pulverform gebracht wird. Da das Malz keine Gerb- und Bitterstoffe enthält, schmeckt der (koffeinfreie) Malzkaffee wesentlich süßer als Bohnenkaffee.
Der Süßbierkrieg zwischen Malzbier und Malztrunk
Malz ist eigentlich ein Bestandteil von so gut wie jedem Bier und bestimmt neben Farbe, Geschmack, Geruch und Süße auch den Alkoholgehalt. Dennoch ist der Alkoholgehalt von sogenanntem Malzbier mit 0,5 bis maximal 2 % sehr gering. Wie ist das möglich?
Bei Malzbier wird die Hefe bei einer sehr geringen Temperatur zugegeben. So kann sie kaum oder auch gar nicht arbeiten und die Gärung tritt dementsprechend kaum oder gar nicht ein. Da die Hefe den Zucker nicht umwandeln kann, entsteht kaum bzw. kein Alkohol und das Bier bleibt sehr süß. Noch dazu hat Malzbier einen ziemlich geringen Hopfenanteil, was es noch milder und kaum bitter macht. Der Einsatz von dunklem Malz sorgt für köstliche Karamellnoten. Dieses klassische, „echte“ Malzbier ist heutzutage kaum noch erhältlich. Wesentlich beliebter ist Malzbier, dem Zucker bzw. Zuckersirup beigesetzt wurde und das zu Beginn der 60er Jahre Auslöser für den Süßbierkrieg war: Damals entschied der Bundesgerichtshof, dass das mit Zucker angereicherte Malzbier sich nicht als Bier bezeichnen darf, da es nicht dem Reinheitsgebot entspricht. Seitdem wird Malzbier (zumindest in Westdeutschland, in Ostdeutschland erst seit der Wende) als Malztrunk oder Malzgetränk verkauft.
Dieser Gerichtsbeschluss führte auch zu einem vereinfachten Herstellungsprozess: Wurde der Malztrunk zuvor wie Bier gebraut, gleicht die Herstellung nun eher der von Limonade. Heutzutage werden Malzkonzentrat, Zucker, Wasser und eventuelle Zusatzstoffe lediglich miteinander vermischt; vor der Abfüllung wird noch Kohlensäure beigesetzt.