Eine gute Nachricht vorab: Solltest Du Dich seit Deiner Kindheit von Chicorée fernhalten, lohnt es sich, ihn doch noch einmal zu probieren, denn die modernen Züchtungen enthalten bereits wesentlich weniger Bitterstoffe als der Chicorée vor einigen Jahren. Falls Dir Chicorée dennoch zu bitter ist, empfehlen wir, roten Chicorée zu probieren. Er ist eine Kreuzung aus dem ’normalen‘ Chicorée und Radicchio und schmeckt deutlich milder. Ansonsten reduziert auch Anbraten oder das Einlegen in Milch oder lauwarmes Wasser die Bitterstoffe. Allerdings geht dadurch auch die gesunde Wirkung der Bitterstoffe etwas verloren.
Früher waren Bitterstoffe ein ganz normaler Bestandteil der alltäglichen Ernährung: Gerade Wurzeln, teils aber auch Blätter und Früchte enthalten Bitterstoffe als Fraßschutz gegen Fressfeinde. Heute sind sie in Lebensmitteln und im Speiseplan kaum noch zu finden – bei vielen Obst- und Gemüsesorten wurde der bittere Geschmack komplett herausgezüchtet. Dabei sind Bitterstoffe sehr gesund: Sie wirken schmerzlindernd, blutzuckersenkend, appetitstillend und fördern die Verdauung sowie eine gesunde Darmflora. Nicht umsonst lautet ein altes Sprichwort Was bitter im Mund, ist dem Magen gesund. Gerade Kinder reagieren allerdings sehr empfindlich auf bitteren Geschmack. Erwachsene sind dank Kaffee und dunkler Schokolade etwas weniger sensibel, denn man kann sich durchaus an den bitteren Geschmack gewöhnen, wenn man jeden Tag etwas Bitteres zu sich nimmt. Das hat einen weiteren guten Nebeneffekt: Wer nach und nach weniger Zucker und dafür einige bittere Lebensmittel zu sich nimmt, verliert im Laufe der Zeit die Lust auf Süßes und gewöhnt sich an den Bittergeschmack. Bitterstoffe aber trotz allem bitte nur in Maßen genießen: Zu viele Bitterstoffe können ihre Wirkung ins Gegenteil umkehren und die Magenschleimhäufe angreifen.
Natürliche Bitterstoffe befinden sich heute noch vor allem in Chicorée, Rucola, Grün- und Rosenkohl, Spinat, Mangold, Löwenzahn, Giersch, Artischocken, Auberginen und Grapefruit, aber auch in Thymian, Senfkörnern, Ingwer, Oliven, Salbei und grünem Tee. Bei Zucchini, Gurken, Melone und Kürbis solltest Du hingegen aufpassen: Schmecken sie bitter, haben sich Giftstoffe gebildet und sollten dementsprechend nicht mehr gegessen werden!

Natürliche Bitterstoffe enthält unter anderem die Grapefruit.
Chicorée wächst in klimatisierten und vollkommen abgedunkelten Gewächshäusern aus der Zichorienwurzel. Die Wurzeln werden in lauwarme Wasserbäder gesetzt, bis die Wurzel gekeimt hat. Dieser Keimansatz ist der handelsübliche Chicorée. Entdeckt wurde der Chicorée übrigens im Jahr 1846, als ein belgischer Bauer zufällig sah, dass seine eingelagerten Zichorienwurzeln gekeimt hatten. Bis heute ist man in Belgien auf die Entdeckung stolz: Dort isst eine Person im Jahr durchschnittlich neun Kilo Chicorée! In Deutschland sind es dagegen nur etwa 500 Gramm.
Im Supermarkt wird Chicorée meist aus verschlossenen Pappkartons verkauft. Im Licht wird Chicorée nämlich deutlich bitterer, grün und ungenießbar. Auch Zuhause sollte Chicorée möglichst abgedunkelt im Kühlschrank gelagert werden – zum Beispiel in ein feuchtes Handtuch gewickelt.
Achte beim Kauf darauf, dass der Strunk frisch ist und die Blätter fest sowie so hell wie möglich sind. Ist der Chicorée schon stark grün gefärbt, ist er ungenießbar. Außerdem gilt als Faustregel: Je kleiner die Blätter vom Chicorée sind, desto zarter ist sein Geschmack.