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Nach dem Vorbild der Natur

Klimarobust Gärtnern

Nachhaltigkeit liegt uns nicht nur in der Küche am Herzen. Deshalb widmen wir uns am Tag der Samen dem klimafreundlichen Gärtnern, denn der Klimawandel zeigt sich auch dort: Heiße, trockene Sommer und milde, stürmische Winter haben direkte Auswirkungen auf die Pflanzen und den Boden. Zum Glück gibt es viele Möglichkeiten, um den eigenen Garten an den Klimawandel anzupassen und so von den längeren Vegetationsperioden auch profitieren zu können.

Umgraben war gestern

Der Weg zum klimafreundlichen Garten beginnt beim Boden. Abgesehen von schweren Lehm- oder Tonböden sollte der Boden nicht umgegraben, sondern nur oberflächlich und schonend gelockert werden. Dafür eignet sich am besten der Sauzahn oder die Grabgabel. So bekommst Du Luft in den Boden, ohne das wertvolle Bodengefüge bestehend aus einer Humusschicht und zahlreichen Mikroorganismen zu zerstören.

Möchtest Du Sorten anbauen, die nicht für unser Klima gemacht sind, solltest Du am besten auf frühreife Sorten setzen, die noch vor der Hitze und Trockenheit im Sommer reif sind. Alternativ lassen sich die Anbauzeiträume oft auch etwas nach vorn oder hinten verschieben und so die Wachstumsperioden an das Wetter anpassen.

Kompost statt Torf und Kunstdünger

Viele setzen beim Gärtnern auf torfhaltige Erde, da Torf große Mengen Wasser über längere Zeit speichern kann. Torf ist jedoch eine endliche Ressource – und kommt aus dem Moor. Moore speichern riesige Mengen an Kohlenstoffdioxid, die durch den Abbau von Torf freigesetzt werden. Der Einsatz von Torf beschleunigt dadurch den Klimawandel und zerstört Moore inklusive ihrer einzigartigen biologischen Vielfalt. In der EU sind mittlerweile nicht einmal mehr 20 % der Moore intakt. Torffreies Gärtnern setzt also kein in Mooren gespeichertes Kohlenstoffdioxid frei und schützt bedrohte Arten. Statt zu Torf kannst Du zum Beispiel zu Kompost aus dem eigenen Garten oder von Kompostierungsanlagen greifen – dieser speichert Wasser zwar nicht ganz so gut wie Torf, enthält aber mehr Nährstoffe und ist ein optimaler Dünger, der den Boden langfristig verbessert. Kunstdünger hingegen versorgt nur die Pflanze und nicht den Boden, was langfristig die Bodenfruchtbarkeit verringert und die Bodenorganismen schwächt. Durch zu viel Kunstdünger kann sich außerdem zu viel Stickstoff im Boden anreichern, was wiederum extrem klimaschädliches Lachgas freisetzt. Wer keine Komposterde einsetzen kann, hat immerhin noch die Möglichkeit, zu organischem Dünger wie Hornspänne und Gesteinsmehl statt zu Kunstdünger zu greifen.

Vom Samen zum eigenen Gemüse

Allmählich blüht die Forsythie, die ersten hellgrünen Blätter der Birken zeigen sich, die Bienen werden wieder aktiv und es riecht nach Frühling: Endlich ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um mit der Aussaat und Anzucht loszulegen!

 Aussaat & Anzucht: Schritt für Schritt

Flächen entsiegeln und Rasen auswachsen lassen

Damit der Boden optimal Wasser aufnehmen kann, muss er entsiegelt sein. So gelangt Regenwasser zurück ins Grundwasser und auch Hochwasser kann besser versickern. Außerdem kann entsiegelter Boden Temperaturspitzen abmildern, weil sich die offene Erde durch verdunstendes Wasser kühlt. Schotter, Steine und Zement speichern Wärme hingegen und heizen die Umgebung noch weiter auf.

Englischer Rasen ist zwar besser als versiegelte Flächen, vertrocknet im Sommer aber, wenn er nicht gegossen wird, und muss andauernd gemäht werden. Den Rasen auswachsen zu lassen und Blumenzwiebeln dazwischen zu setzen sowie eine regionale Wildblumen-Saatgutmischung auszusäen spart nicht nur Pflege, sondern auch Wasser. Wird der Rasen sowieso nicht genutzt oder betreten, kannst Du die Fläche auch in ein pflegeleichtes und schön anzusehendes Staudenbeet verwandeln.

Gekonnt gärtnern mit einem Kraterbeet

Ein Garten hat aus ordentlichen, rechteckigen, flachen Beeten zu bestehen? Nicht unbedingt. Mit dem Kraterbeet denkt man um die Ecke. Ein Kraterbeet besteht aus verschiedenen Zonen mit unterschiedlichem Feuchtegrad des Bodens und verschieden starker Sonneneinstrahlung. So werden die einzelnen Zonen den Ansprüchen verschiedener Pflanzen gerecht.
In der bis zu 20 cm unter dem Gartenniveau ausgehobenen und zwei Meter breiten tiefen Zone gibt es kaum Wind und ist es stets feucht, manche legen sogar einen etwa 40 cm breiten Teich in dem tiefsten Punkt an. Wie bei einer Klimaanlage können in der tiefen Zone die wechselnden Temperaturen ausgeglichen werden: Ist es kalt, bleibt es im Inneren des Kraterbeets warm. Bei großer Hitze hingegen bleibt die Temperatur in der tiefen Zone durch die Verdunstung des gesammelten Wassers niedriger als außerhalb des Kraterhügels. Dadurch wächst Gemüse mit hohem Wasserbedarf wie Tomaten, Paprika, Gurken oder Auberginen hier besonders gut.
Die Hänge leiten das Wasser in die tiefe Zone, sodass die Trockenheit nach oben hin zunimmt. Jeder Krater hat durch die Himmelsrichtungen und den Stand der Sonne eine stets sonnigere und schattigere Seite: Der Nordhang ist für Pflanzen geeignet, die einen halbtrockenen und sonnigen Standort bevorzugen. Der Südhang wiederum eignet sich für halbschattig wachsende Pflanzen mit einem etwas höheren Wasserbedarf. Generell wachsen am Hang Salate, Radieschen, Erdbeeren, Zwiebeln, Möhren, Buschbohnen und heimische Wildstauden gut und gerne.
Aus dem Aushub des Kraters wird die bis zu 20 cm über dem Gartenniveau liegende und etwa ein Meter breite Wallzone geformt. Sie kann im Norden etwas höher sein als im Süden, um die Sonneneinstrahlung optimal nutzen zu können. Der Wall schützt die empfindlichen Pflanzen in der tiefen Zone vor Wind, puffert Temperaturspitzen ab und schützt bestimmte Bereiche an den Hängen vor der Sonne. Der Wall im Norden kann zum Beispiel als Trockenmauer gestaltet und im Winter zum Schutz des Bodens mit Feldsalat bepflanzt werden. Außerdem freuen sich viele Kräuter über den trockenen und sonnigen Standort. Im Frühling kann auf dem Wall eine Abdeckung angebracht und die tiefe Zone so als vor Spätfrösten geschütztes Frühbeet genutzt werden.
Hinter dem Wall ist auf der Nordseite der perfekte Standort für eine Wildobsthecke mit Gehölzen wie Sanddorn, Schlehe oder Wildrose, die das Kraterbeet vor Wind schützt. Im Süden freuen sich Wildstauden über den sonnigen Standort vor dem Wall.

Gutes Mikroklima schaffen

Weniger Pflege und Wasser brauchen nicht nur wilde Blumenwiesen, sondern auch Pflanzen, die samenfest sind, tief wurzeln und tolerant gegen Hitze und Trockenheit sind. Nicht alle Blumen, Bäume und Gemüsesorten sind für unseren Boden und das regionale Klima gemacht. Setzt Du auf eine bunte Mischung aus sogenannten Klimabäumen bzw. widerstandsfähigen Klimapflanzen, schützen sie sich gegenseitig vor Wetterextremen, Schädlingen und Krankheiten (und speichern noch ganz nebenbei Kohlenstoffdioxid). So können zum Beispiel besonders hitzetolerante hohe Bäume der Wärme widerstehen und Sträuchern darunter gleichzeitig Schatten spenden. Von deren Schatten profitieren wiederum Bodendecker und Stauden. Pflanzt Du eine solche Baum- und Gehölz-Gruppe an der windzugewandten Gartenseite, leiten sie außerdem den Wind ab. Schon Hecken in einer Höhe von 1,5 Meter können die Windgeschwindigkeit um die Hälfte und die Verdunstung um 20 % senken und damit automatisch die Bodenfeuchtigkeit erhöhen.

Samenfestes Saatgut

Benutze wenn möglich am besten samenfestes Saatgut. Samenfestes Saatgut ist wiederverwendbar, in jeder Generation fruchtbar, genetisch nicht modifiziert und passt sich von Generation zu Generation an den Standort und die Anbaubedürfnisse an.

 mehr erfahren
Kleine Tomatenpflanzen in Anzuchttöpfen

Gemischter Anbau statt Monokultur

Dass sich Pflanzen gegenseitig schützen und unterstützen, wird unter dem Begriff der Mischkultur festgehalten und gilt nicht nur für Bäume und Sträucher, sondern auch für Gemüse und Kräuter. Setzt Du im Beet nicht auf Monokultur, sondern auf einen gemischten Anbau von Pflanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Bedürfnissen, sparst Du Pflege und Wasser und förderst das gesunde Wachstum der Pflanzen, denn Krankheiten können sich dann nicht mehr so leicht ausbreiten. Richtige Partner im Beet schlüsseln sich nämlich nicht nur gegenseitig Nährstoffe auf, sondern helfen auch gegen Schädlinge und bringen Wasser aus tieferen Schichten nach oben zu den Wurzeln. Es gibt allerdings auch schlechte Partner, die sich im Wachstum gegenseitig behindern oder Schädlinge anziehen können. In vielen Fachbüchern und im Internet kannst Du Tabellen finden, in denen „gute“ und „schlechte“ Mischkultur-Partner aufgeschlüsselt sind.

Ein kleiner Teich oder sumpfiger Bereich im Garten wirkt wie eine Klimaanlage und schafft selbst dann, wenn er nur zeitweise feucht ist, ein kühles Mikroklima.

Zauberwort Mulch

Hackst Du den Boden regelmäßig, wird so die Verdunstung reduziert und das Wasser gelangt gleichmäßig in den Boden und zu den Wurzeln vom Gemüse. Eine Alternative zum regelmäßigen Hacken ist es, den Boden nicht künstlich offen und nackt, sondern ganzjährig bedeckt zu halten. Das hat mehrere Vorteile: Die empfindliche Gartenerde wird nicht schutzlos der Sonne, dem Wind und dem verschlämmenden Regen ausgesetzt.

Den Boden ganzjährig zu bedecken ist auf zwei Arten möglich: durch Gründünger oder Mulch. Gründünger wird nach der Ernte gesät. Er reduziert die Verdunstung vom Wasser aus dem Boden, lockert durch seine Wurzeln die Erde, unterdrückt Unkraut, versorgt den Boden mit Nährstoffen und kann Nützlinge anlocken. Sobald die reguläre Aussaat ansteht, kann er in den Boden eingearbeitet oder abgehackt und einfach als Mulch verwendet werden.

Mulch wiederum schützt den Boden ebenfalls vor Unkraut, dem Austrocknen und zu schneller Verdunstung. Bei leichtem Boden hält er darüber hinaus die Erde zusammen und versorgt sie mit Nährstoffen. Bei schwerem Boden hilft Mulch dabei, Nützlinge anzulocken, die den Mulch in den Boden ziehen und die Erde auflockern. Geeignetes Material zum Mulchen ist zum Beispiel Laub, Stroh oder getrockneter Grasschnitt. Bevor Du die Mulchschicht aufträgst, solltest Du die Erde lockern, da der Mulch sonst zu einer Verdichtung beitragen kann.

Effizientes Gießen spart Ressourcen

Selbst gemulchte Beete müssen in Trockenperioden ab und zu gegossen werden. Wir greifen dafür am liebsten zu Regenwasser, das wir in einer großen Regentonne sammeln. Regenwasser ist kostenlos, kalkarm und hat einen perfekten pH-Wert.

Um Wasser zu sparen, ist effizientes Gießen elementar: Am besten gießt Du nur ein oder zwei Mal pro Woche, dann aber intensiv und morgens oder abends. Selteneres, intensives Gießen regt die Pflanzen an, tiefe Wurzeln auszubilden, um sich Wasser aus der Tiefe zu holen. Junge Pflanzen, die noch keine tiefen Wurzeln ausgebildet haben, brauchen daher auch mehr Wasser als alte oder gar mehrjährige Pflanzen.

Da der Boden gerade in Trockenperioden das Wasser nicht sofort aufnehmen kann, lohnt es sich, eine Runde zu gießen, dann eine halbe Stunde zu warten und anschließend noch einmal zu gießen. Die Gießkanne hilft beim gezielten und dosierten Bewässern. Noch effizienter ist nur eine Tröpfchenbewässerung, die noch sparsamer ist und das Wasser immer direkt an die Wurzeln führt. Für Bäume lohnen sich Wasserspeichersäcke. Alternativ gießt Du Bäume am besten im Randbereich der Krone und nicht direkt am Stamm, weil die feinen Wurzeln das Wasser dort besser aufnehmen können.

Vielfältiger Anbau ist nicht nur während der Saison hilfreich, sondern auch über Jahre hinweg: Eine durchdachte Fruchtfolge von wechselnden Stark-, Mittel-, Schwachzehrern und Gründünger verhindert, dass der Boden einseitig ausgelaugt wird.

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