Um als Unternehmen klimaneutral zu werden (und damit einen Beitrag zum Einhalten des 1,5° C-Ziels und zum Aufhalten der Klimakrise zu leisten), müsste der eigene Ausstoß von Kohlenstoffdioxid gemessen und so stark wie möglich reduziert bzw. vermieden werden. Nur für den allerletzten, nicht reduzierbaren Anteil des CO2-Ausstoßes empfiehlt die UN einen Ausgleich der Emissionen. Dies geschieht in der Regel durch die Unterstützung internationaler Klimaschutzprojekte, sogenanntes Offsetting. Was lobenswertes Engagement sein könnte, wird leider zu oft als bequeme Alternative zum eigenen Handeln ausgenutzt.
Das eigene Unternehmen klimaneutral umzustellen, geht mit einem großen Aufwand sowie hohen Kosten einher. Nicht jedes Unternehmen kann und möchte das leisten. Deshalb kürzen einige Unternehmen den Weg hin zur Klimaneutralität ab. Anstatt bei sich selbst anzufangen und jeden Versuch zu unternehmen, die eigenen Emissionen zu reduzieren und zu vermeiden, setzen sie allein auf das Offsetting bzw. den Kauf von CO2-Zertifikaten – eine Art moderner Klima-Ablasshandel. Abgesehen davon, dass Offsetting ein kleiner Teil der Lösung und gutes Engagement, aber niemals der einzige Schritt auf dem Weg hin zur Klimaneutralität sein kann, sind bei dem Vorgehen leider einige Probleme möglich.
Vor einiger Zeit deckten Recherchen der ZEIT und des Guardian auf, dass einige der Klimaschutzprojekte, für die CO2-Zertifikate vergeben werden, höchst fragwürdig sind. Typische Klimaschutzprojekte, mit denen Unternehmen ihre eigenen CO2-Emissionen ausgleichen können, sind zum Beispiel die Installation von Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energie oder die Verteilung von Kochgeräten an Menschen, die über offenem Feuer kochen. Besonders beliebt sind aber Projekte, bei denen Wälder neu gepflanzt oder vor der Abholzung geschützt werden. Doch die Berechnungen dafür, wie viel CO2 diese Projekte einsparen werden, stehen erstmal nur auf Papier. Sie sind oft fiktiv, unrealistisch und können vor allem vom Verbraucher, aber oft auch von den Unternehmen nicht überprüft werden: Bis ein frisch gepflanzter Wald CO2 bindet, dauert es Jahre oder sogar Jahrzehnte – und es weiß niemand, ob der Wald überhaupt wachsen wird oder zuvor zum Beispiel durch Rodungen oder Waldbrände (die durch die Klimakrise immer häufiger werden) vernichtet wird. Bei Wäldern, die durch CO2-Zertifikate und Klimaschutzprojekte vor Rodungen geschützt werden sollen, kann es gut sein, dass dann einfach der Nachbarwald abgeholzt wird. So bringen die Klimaschutzprojekte vor allem dem Umsatz der Siegel-Vergeber und dem Image des Unternehmens, das die Zertifikate gekauft hat, etwas.
Was ist Offsetting?
Grundsätzlich ist es für das Klima egal, wo und wie genau CO2 eingespart wird. Diesen Fakt sehen einige als eine Ausrede dafür, ihre eigenen CO2-Emissionen nicht zu verringen. Stattdessen kaufen einige Unternehmen CO2-Zertifikate bei Siegel-Gebern für Klimaschutzprojekte, die irgendwo auf der Welt – vor allem in ärmeren Ländern – Kohlenstoffdioxid einsparen sollen.
Was ist Greenwashing?
Wenn sich ein Unternehmen als nachhaltig darstellt, ohne die eigene Umweltbilanz tatsächlich zu verbessern, bezeichnet man dies als Greenwashing. Ebenfalls beliebtes Greenwashing ist das Werben mit dem Einhalten von Gesetzen und Auflagen, das eigentlich selbstverständlich und verpflichtend ist. Außerdem zählt Lobbyarbeit zum Umgehen von Umweltschutz-Auflagen als Greenwashing.
Sich klimafreundlich zu ernähren, ist nicht schwer.
Laut einer Studie der EU-Kommission waren im Jahr 2020 mehr als die Hälfte der Werbesprüche, die sich auf Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte beziehen, irreführend, nicht faktenbasiert oder einfach zu vage: Zahlen werden ohne Bezug angegeben, Versprechen schwammig formuliert und ungeschützte, unkonkrete Begriffe genutzt. Die EU möchte deshalb durchsetzen, dass die Werbung mit dem Begriff klimaneutral nur noch dann erlaubt ist, wenn eine wissenschaftliche Überprüfung und unabhängige Kontrolle dies bezeugen kann.
Ein absurdes Beispiel zum Thema Greenwashing und Wald-Projekte kommt direkt aus Thüringen: 2023 hat die Schweizer Post 2400 Hektar vom Zillbacher Forst gekauft. Dieser soll als langfristiger CO2-Speicher dabei helfen, die Post bis 2040 klimaneutral zu machen. Allerdings wird die Summe des eingesparten CO2 sowohl vom Unternehmen als auch vom Land für sich beansprucht – was zu einer Statistiken verfälschenden Doppelzählung führen kann.
Zum Glück tun viele Thüringer Unternehmen bereits wirklich etwas, um ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und sich über kurz oder lang klimaneutral umzustellen. Zum Beispiel setzen sie auf regionalen Anbau sowie kurze Lieferketten und sparen dadurch Kohlenstoffdioxid ein.
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BORN hat ein CO2-neutrales Werk mit einer Photovoltaik-Anlage gebaut und setzt auf E-Autos. Darüberhinaus unterstützt BORN Baumpflanzaktionen auf dem Gelände des Bratwurstmuseums und das Projekt Eden in Madagaskar. Grundsätzlich möchte BORN das nachhaltigste Unternehmen der Branche werden. Lies hier mehr über die Vorhaben von BORN.
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Die Erfurter Fleischerei Zitzmann hat eine firmeneigene Energiezentrale gebaut. Unter anderem werden dort auf der Basis von Restholz aus dem Thüringer Wald Maschinen und Anlagen beheizt und mit einem Blockheizkraftwerk Strom gewonnen.
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HAINICH nutzt die eigene Motorabwärme zum Heizen sowie Biogas aus Biogas-Anlagen, die Schwesterfirmen betreiben, um die Konserven zu pasteurisieren. Mithilfe von Kompost baut HAINICH auf den eigenen Ackerflächen Humus auf und unterstützt so die Bindung von Kohlenstoffdioxid im Boden.
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Nabio nutzt die Wärme, die bei der Produktion entsteht, zum Heizen. Mit einer Photovoltaik-Anlage erzeugt das Unternehmen seinen eigenen Ökostrom. Grundsätzlich arbeitet Nabio stets daran, noch regionaler anzubauen und zu produzieren.
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Schweizer Sauerkonserven reduziert den Strom- und Wärmeverbrauch stetig und setzt stromsparende Maschinen ein. Zum Beispiel gewinnen die elektrisch betriebenen Gabelstapler über das Bremsen Strom zurück.
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Thüringer Waldquell deckt den Strombedarf vollständig durch Wasserkraft und hat das Produktionsgebäude mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet. In Kooperation mit dem ThüringenForst tragen sie dazu bei, dass ein Teil des Thüringer Waldes neu bepflanzt wird: Mehr als 44.000 Bäume hat Thüringer Waldquell bisher gespendet.
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Viba verschickt alle Pakete klimaneutral mit DHL GoGreen.
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Watzdorfer produziert überwiegend mit Energie, die durch eine eigene Photovoltaik-Anlage gewonnen wird. Entstehende Abwärme wird zum Heizen genutzt.
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Wolf nutzt überwiegend Strom aus erneuerbaren Energiequellen und setzt auf E-Mobilität.