In den 70er und 80er Jahren war es Trend, Hermann-Teig mitsamt Anleitungs-„Brief“ zum Züchten und Teilen weiterzugeben, weshalb der Kuchen, den man daraus backen kann, oft auch Freundschafts- oder Glückskuchen genannt wird. Um die Jahrtausendwende geriet Hermann in Vergessenheit, erst während der Corona-Zeit setzten einige wieder Hermann-Teig an, da er zum Gären und Backen kaum Hefe oder Backpulver braucht.
Wer sind Hermann und Siegfried?
Der Hermann-Teig ist ein Sauerteig aus Mehl, Milch und Zucker und die Grundlage für Kuchen, aber auch süßes Gebäck. Siegfried-Teig wird genauso wie Hermann-Teig angesetzt, nur werden dort beim Füttern die 300 g Zucker weggelassen, wodurch er sich zum Beispiel für Brot und herzhaften Mürbeteig eignet. Bei richtiger Pflege sind beide Teige theoretisch unbegrenzt haltbar, da die Bakterien und Hefen im Teig eine Symbiose bilden und den Teig so im Gleichgewicht halten. Sie sorgen auch dafür, dass die Kuchen und Brote länger frisch bleiben, nur langsam austrocknen und eine sehr saftige Konsistenz haben.
Tipps & Tricks für Hermann
- Der Teig darf erst beim Backen bzw. Anrühren des fertigen Kuchenteigs mit Metall in Berührung kommen. Davor dürfen weder die Schüssel noch der Löffel aus Metall bestehen.
- Bildet sich auf dem Teig Schimmel, musst Du ihn leider entsorgen. Schaum und Flüssigkeit auf der Oberfläche sind unbedenklich.
- Steht der Teig zu warm, kann die Milchsäuregärung in Essigsäuregärung umschlagen, wodurch der Teig ungenießbar wird und einen unangenehmen Geruch verströmt. Ein etwas säuerlicher Geruch ist aber ganz normal.
- Füttere und rühre den Teig am besten immer zur gleichen Uhrzeit um, damit Du es nicht so leicht vergisst.
So setzt Du Deinen eigenen Hermann- & Siegfried-Teig an
Gib 100 g helles Mehl in eine große Schüssel und rühre 25 g Zucker, ½ Päckchen Trockenhefe und 200 ml lauwarmes Wasser unter, sodass ein glatter Teig entsteht. Decke die Schüssel mit einem Deckel, einer Duschhaube oder ähnlichem ab und lasse den Teig bei Zimmertemperatur ruhen. Rühre den Tag an den nächsten beiden Tagen einmal um. Schon ist der Grundansatz fertig – nun geht es ans Füttern! Ab dem nächsten Schritt entspricht die Vorgehensweise dem, wie Du auch mit einem geschenkten Hermann oder Siegfried vorgehen würdest.
Falls Du einen Teil von Deinem Hermann- oder Siegfried-Teig verschenken möchtest, fülle ihn am besten in ein Marmeladenglas. Achte darauf, dass er den Metalldeckel nicht berührt und leite der beschenkten Person gerne diesen Beitrag weiter, damit sie weiß, wie sie Hermann pflegen kann.
So fütterst Du Hermann & Siegfried
- Tag 1: Rühre 100 g Mehl, 150 g Zucker (nur bei Hermann) und 150 ml Vollmilch von Dittersdorfer Milch unter den Ansatz. Verschließe die Schüssel wieder und stelle sie in den Kühlschrank. Ab sofort dürfen Hermann und Siegfried nur noch kühl stehen!
- Tag 2, 3 und 4: Rühre den Teig einmal um.
- Tag 5: Rühre 100 g Mehl, 150 g Zucker (nur bei Hermann) und 150 ml Vollmilch von Dittersdorfer Milch unter den Ansatz. Verschließe die Schüssel wieder und stelle sie zurück den Kühlschrank.
- Tag 6, 7, 8 und 9: Rühre den Teig einmal um.
- Tag 10: Teile den Teig in vier gleich große Portionen. Den ersten Teil kannst Du nun verbacken und mit dem zweiten Teil einen neuen Hermann- oder Siegfried-Teig ansetzen. Die anderen beiden Teile kannst Du verschenken oder einfrieren.
Verknete für Siegfried-Mürbeteig eine Portion Siegfried-Teig (ca. 200 g), 250 g Mehl, 100 g kalte Landbutter von Dittersdorfer Milch und 1 TL Salz zügig miteinander und lege den Teig anschließend abgedeckt in den Kühlschrank. Verarbeite ihn dann wie herzhaften Mürbeteig weiter, zum Beispiel als Bärlauch- oder Käse-Quiche.
Grundrezept für den Hermann-Kuchen
- Zubereitung: 60 Min
- 200 g Mehl
- 2 TL Backpulver
- 100 g Zucker
- 1 Pck. Vanillezucker
- 1 Prise Salz
- 200 ml Vollmilch von Dittersdorfer Milch
- 100 ml Sonnenblumenöl von der Erfurter Ölmühle
- 3 Eier
- eine Portion Hermann-Teig (ca. 200 g)
ggf. 100-150 g gemahlene oder gehackte Nüsse, (getrocknetes) Obst, Marzipan, Rum-Aroma, Schokostreusel, Zitronenschale, Kokosflocken oder Schokotropfen
Für Marmorkuchen kannst Du zu einer Hälfte des Teiges Backkakao hinzugeben. Für Eierlikörkuchen kannst Du die Milch durch 100 ml Eierlikör von Nordbrand Nordhausen oder Echter Nordhäuser ersetzen.
Zubereitung
Vermenge zuerst die trockenen Zutaten miteinander, gib dann die flüssigen Zutaten dazu und verrühre alles gründlich miteinander. Hebe ggf. zusätzliche Zutaten Deiner Wahl unter.
Nun füllst Du den Teig in eine gefettete Kasten-, Spring oder Gugelhupfform und backst den Kuchen 45 bis 55 Minuten lang im vorgeheizten Ofen bei 180° Ober-/Unterhitze. Stäbchenprobe nicht vergessen!
Verleihe dem abgekühlten Kuchen einen letzten Schliff: Bestäube ihn mit Puderzucker, überziehe ihn mit Guss oder Kuvertüre oder fülle ihn mit einer Creme – lasse Deiner Kreativität freien Lauf.